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im Vordergrunde steht; die Ausgaben betrafen u. a. Leinwand für Futterkrippen und Säcke, für Hufeisen und Nägel, Körbe auf den Wagen, Schüssel, Löffel, Wasserkannen, Fässer, Tisch- und Handtücher und namentlich für Fleisch, Speck, Fische, Erbsen, Grütze, Brot, Pfefferkuchen, Butter. Käse, Knoblauch, Salz, auch Bier (Kottbuser neben dem gewöhnlichen) und Wein. Von Ausgaben für Waffen, für die Söldner und für Schadenersatz ist nicht die Rede. Die gesamte Ausrüstung kostete 15 Schock 6 Groschen weniger 1 Heller, wozu noch 26 Schock Groschen kamen, die der Bürgermeister „zu Zehrung“ mit nach Prag nahm.

Wir wissen, daß die meißnischen Truppen bei dem mißglückten Sturm auf den Berg Witkow – später und noch heute nach dem genialen Führer der Taboriten als Ziskaberg bezeichnet – am 12. und 13. (oder 13. und 14.) Juli hervorragend beteiligt waren.[1] Dabei mögen sich auch die Dresdner ausgezeichnet haben; wir erfahren gelegentlich von Verlusten, die sie erlitten hatten.[2] Wenige Tage nach der Schlacht ward den meißnischen Fürsten als Lohn für ihre Mitwirkung die lange ersehnte Gesamtbelehnung und die Bestätigung ihrer Privilegien erteilt.[3] König Sigmund erreichte noch, daß er am 28. Juli auf dem Hradschin mit der böhmischen Krone gekrönt wurde; gleich darauf brach das Heer von Prag auf, ohne viel Erfolge erzielt zu haben. Wie die von der Stadt Döbeln gestellte Mannschaft,[4] dürfte auch die Dresdner Anfang August in der Heimat eingetroffen sein.

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Aus der Zeit von Mitte 1420 bis Anfang 1422 fehlen uns die Dresdner Kämmereirechnungen. Fast ganz Nordböhmen, das bis dahin von Angriffen der Hussiten verschont geblieben war, fiel in den Wochen März bis Juli 1421 in ihre Hände. Aber ein Angriff auf Brüx scheiterte; am 5. August erfochten hier die meißnischen Truppen einen Sieg über die Ketzer. Daß Dresdner Bürger oder Söldner an dieser Schlacht und an dem zweiten Kreuzzuge beteiligt waren, der schon nach wenigen Wochen (am 2. Oktober 1421) mit einem Rückzug des die Stadt Saaz belagernden Heeres ruhmlos endete, ist wohl nicht zu bezweifeln. In der Jahresrechnung von 1422 erscheint ein Ausgabeposten von 13 Schock für Fleisch, „daz man yn dy herfart hatte genomen anno preterito“;[5] es war dies doch vermutlich eine der beiden erwähnten Heerfahrten. Auch die Zahlung von 9 Gr. an einen Knecht für Zehrung in Brüx, wo er verwundet lag, dürfte sich auf die Schlacht vom 5. August beziehen.[6]

Für das Jahr 1422 liegt uns eine Rechnung vor, die der Bürgermeister Paul Goideler am 12. Novbr. für die Zeit vom Februar bis November ablegte. Darin erscheint ein Posten von 11 Gr. für den Boten Hans Behme, den der Rat Ende Januar oder Anfang Februar nach Kalau und Luckau schickte;[7] ob diese Sendung mit der Hussitengefahr zusammenhing, wissen mir zwar


  1. Vgl. den Bericht Markgraf Friedrichs IV. vom 21. Juli, veröffentlicht von C. Höfler in den Sitzungsberichten der philos.-histor. Classe der kaiserl. Akad. der Wissensch. XCV (1879), 903, Laurentius von Brezowa in Fontes rer. Bohemicarum V (Prag 1893), 385 u. a. böhmische Chroniken.
  2. So macht Thomas der alte Stadtschreiber noch im Jahre 1426 bei der Berechnung seines Geschosses einen Abzug von 5 Schock für ein Pferd, „das vor Prag verloren ist.“ KR. 1426 27 (A XVb 3) fol. 88.
  3. Horn, Friedrich der Streitbare, S. 838f.
  4. Vgl. die Notiz aus einem Döbelner Stadtbuche im Neuen Archiv f. Sächs. Gesch. XXIV (1903), 78.
  5. KR. 1422 (A XVb 3) fol. 17.
  6. Ebenda fol. 17 b.
  7. Ebenda.