ist.[1] Ob ein Besuch des Herolds des Erzbischofs von Magdeburg in Dresden[2] und die Sendung eines Boten nach Wehlen zu Jan von Kokeritz „alz um Paul Godeler und um Bozenickil“ (Anfang September)[3] mit der Hussitengefahr zu tun hatte, ist nicht nachzuweisen.
Jedenfalls sah es im September schon sehr gefährlich aus. Am 14. September wurden nach Pirna Zehrungsgelder für 20 Gesellen geschickt, „alze logen bey Apacz Karas of dem Jacubeko“, wohl gegen ein Streifkorps des oben erwähnten Jakaubek von Wrzessowitz.[4] Um dieselbe Zeit begab sich ein Dresdner Bote nach Großenhain (zu Hans von Polenz?) mit einem „Warnbriefe“ des Bischofs von Meißen,[5] der nicht mit Unrecht sein Schloß Stolpen bedroht sah. Ende September wurden Gesellen nach Radeberg gesandt, „alz umn knyze Procopen wegen“.[6] So wurde Prokop der Kahle (er war ein ehemaliger Mönch) oder der Große bezeichnet, der bedeutendste Hussitenführer nach dem Tode Ziskas, der eben damals mit Prokupek (Prokop dem Kleinen) bei Zittau in die Oberlausitz eingefallen, von da nach kurzer Belagerung der Burg Oybin gegen Görlitz gezogen war und dort am 3. Oktober die Vorstadt in Brand gesteckt hatte, aber der Stadt selbst nichts anhaben konnte.[7] Der weitere Verlauf des feindlichen Einfalls ist nicht ganz klar; doch haben wir hier keinen Anlaß, ihn näher zu untersuchen. Dresden lebte sicher fortwährend in großer Angst; davon zeugen Botensendungen (zwischen Sept. 30 und Okt. 3) nach Altzelle „czu der sampnunge“, nach Radeberg, nach Bautzen „alz um der keczer legyr“ und nach Meißen mit Briefen der von Bautzen und des Bischofs.[8] Flüchtige Bürger der Stadt Kamenz, die sich durch das von Görlitz aus nach einem vergeblichen Angriff auf das Schloß Baruth immer näher rückende Heer Prokops bedroht sahen, suchten in Dresden Zuflucht und brachten bedenkliche Botschaft; am 7. Oktober wurde in der Tat Kamenz von den Ketzern überfallen und, vielleicht ohne Gegenwehr, erobert und schwer mitgenommen. [9]
Aber nicht von dieser Seite, sondern von Süden traf unsere Stadt der erste Angriff der Hussiten. Von Graupen her, mit dessen Verteidigung die sächsischen Fürsten den Hans von Nedessen beauftragt hatten,[10] scheint eine feindliche Schar über Dippoldiswalde gegen Pirna und nach einem vergeblichen Angriff auf das dortige Schloß elbabwärts gegen Dresden gezogen zu sein. Wohl ein Teil dieser Schar war von Pirna aus über (Ober- und Nieder-) Helmsdorf gegen Stolpen vorgegangen; auch hier vermochte sie das Schloß nicht zu nehmen, äscherte jedoch, wohl am 15. Oktober, das dabei gelegene Städtchen, damals Jockerim genannt, und die benachbarten Dörfer vollständig ein.[11] Der Haupttrupp aber griff am 13. Oktober Alten-Dresden, die jetzige Neustadt, an und nahm es nach heftigem Kampfe ein. Wir wissen dies aus einem Schreiben, das Ulrich Sack am 20. Oktober von Dresden aus an den Rat der Stadt Eger richtete,[12] der ihn kurz vorher mit einer Truppenabteilung
- ↑ Ebenda: Item 16 Heller eym boten kegen Pirne alz um vormanunge czu Hans von Polenczk von dez aptes wegen um dy hundirt gulden. Fol. 214: Item unserm statschreiber 12 gr., di er hat vorczert czu Pirne alz um den brief vor dy 3 hundirt guldin von Hans von Polenczk wegen.
- ↑ Ebenda fol. 213b.
- ↑ Ebenda fol. 214b.
- ↑ Ebenda fol. 214 b. Vergl. zu diesem und den folgenden Einträgen der KR. Cod. dipl. Sax. II, 5, 154 f.
- ↑ Ebenda fol. 215.
- ↑ Ebenda.
- ↑ Palacky, Geschichte von Böhmen IIl, 2, 388. v. Bezold a. a. O. IIl, 27 ff. Grünhagen a. a. O. S. 182 f. und vor allem Jecht a. a. O. S. 226 ff., 239.
- ↑ KR. 1429 fol. 215, 215b. Das letzte Datum der Rechnung ist der 3. Oktober (feria 2a ante Francissi); wenige Tage darauf bricht die Rechnung ab.
- ↑ Jecht a. a. O. S. 231 f.
- ↑ Hauptstaatsarchiv Dresden Cop. 35 fol. 1b. Vergl. Hallwich, Geschichte der Stadt Graupen S. 22, Anm. 95.
- ↑ C. Samuel Senff, Stolpische Feuergeschichte (Pirna 1724) S. 12. Carl Christian Gercken, Historie der Stadt und Bergvestung Stolpen (Dresden und Leipzig 1764) S. 383 f. Cod. dipl. Lus. sup. II. 2, 68: Item der Lober bote, als sie schreben zeitunge, das die ketzer vom Stolpin gezogin weren, 2 gr. (zwischen Okt. 9 und 16). Jecht a. a. O. S. 231.
- ↑ Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen XXXI (Prag 1893), 50: „Ich laz euch wissen, daz uns dy keczczer czu Dressen vorrant haben mit eim grossen her an dem nesten donerstag und haben sich vast geerbeyt mit uns umbe Alten Dressen, daz enseyt der prucken leyt, daz ich mit den ewern und mit etlichen andern reysssgen daz lang vorhylt, piß ich mit den ewer weck kom, da gingen sy den andern daz von stund ab und ligen da dinen mit macht.“ Vergl. Cod. dipl. Lus. sup. II, 2, 119. Jecht a. a. O. S. 231.
: Mitteilungen des Vereins für Geschichte Dresdens. 28. Heft.. i. A. des Verein für Geschichte Dresdens, Dresden 1920, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Heft28VereinGeschichteDresden1920.djvu/70&oldid=- (Version vom 28.5.2023)