Seite:Heft28VereinGeschichteDresden1920.djvu/72

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Prokops des Großen gegen Mitte Dezember noch Meißen auf und zog über Teplitz und Graupen, wo es sich am 18. Dezember befand, gegen Pirna und Dresden; wiederum wurden die Vorstädte verwüstet, aber die Stadt Dresden selbst blieb unversehrt, weil den Feinden das zur Erstürmung notwendige große Geschütz fehlte.[1] Leider liegen nähere Nachrichten über ihren Aufenthalt bei Dresden nicht vor; ob die Zerstörung des „vor unsrer Stadt an der Elbe“ gelegenen Hospitals, wohl des Maternihospitals, dessen Verwaltung der Landgraf Friedrich am 12. Dezember 1432 eben wegen dieser Zerstörung auf 10 Jahre dem Rate übertrug,[2] damals oder bei dem früheren Angriff erfolgte, ob nicht auch manche der von Joh. Rothe berichteten Vorgänge auf diesen späteren Angriff zu beziehen sind, muß dahingestellt bleiben. Ueber den weiteren verheerenden Zug der Ketzer durch Meißen, bei dem 18 Städte und 1400 Dörfer verbrannt worden sein sollen,[3] haben wir hier nicht zu berichten. In wenigen Wochen war das Zerstörungswerk vollendet: Mitte Januar fiel Altenburg, am 25. Januar Plauen in die Hände der Feinde. Dann wandten sie sich westwärts in die fränkischen Lande und kehrten am 21. Februar 1430 beutebeladen nach Prag zurück.

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Wenige Wochen später zogen wieder hussitische Heerhaufen ins Feld. In den Monaten März bis Mai 1430 suchten sie Schlesien, Mähren, Ungarn heim; die meißnischen Lande blieben diesmal und auch in den folgenden Monaten verschont, schwebten aber in steter Sorge. Leider fehlen, wie die Görlitzer, so auch die Dresdner Kämmereirechnungen für das Jahr 1430; sonst würden wir wohl mancherlei über Rüstungen für den Grenzschutz und für die Verteidigung der Stadt hören. So sind wir nur auf wenige urkundliche oder briefliche Nachrichten angewiesen. Von Pirna aus meldet Burggraf Heinrich von Meißen, Herr zu Plauen, dem Dresdner Rat, daß der Jacubko (Jakaubek von Wrzessowitz) gen Teplitz „bei den von Colditz“ (doch wohl Albrecht von Colditz zu Graupen) gekommen sei und von da in die meißnischen Lande einbrechen wolle. Ein nach Bischofswerda berufener Tag zur Beratung von Maßnahmen gegen einen feindlichen Ueberfall solle aber deswegen nicht abgesagt werden, sondern stattfinden; der Rat solle 150–200 wehrhafte Mannen nach Reinhardtsgrimma (östlich von Dippoldiswalde) schicken, wohl um den Hussiten den Paß über das Erzgebirge zu sperren, und selbst mit Jan von Schonfeld u. a. den Tag besuchen. Das schreiben ist datiert zu Pirna am Sonnabend vigilia trinitatis, aber ohne Jahreszahl; wenn der Herausgeber es in das Jahr 1430 (10. Juni) setzt, so ist dies nur eine Vermutung, die aber dadurch gestützt wird, daß man sich auch in den nächsten Wochen keineswegs sicher fühlte.[4] Wenn derselbe Burggraf Heinrich am 13. Juli von Königswartha (ssö. Eger) aus dem Dresdner Rat auf eine Anfrage wegen der Ketzer schreibt, er wisse nichts „von solcher großen Sammlung


  1. Schreiben eines Ungenannten an Görlitz d. d. [1429] Dez. 18: Haben noch kein grossen gezeug, weder büchsen etc., wenn allein 4 steinböchsen, der yede nahent einen centner swer scheust. Cod. dipl. Lus. sup. II, 2, 126.
  2. Cod. dipl. Sax. II, 5, 154 Nr. 188. Vergl. Richter, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte III, 187.
  3. Eberhard Windecke, herausg. von Wilh. Altmann S. 276.
  4. Cod. dipl. Sax. II, 5, 149 Nr. 181.