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keineswegs das ersehnte Gefühl der Sicherheit. Ob die Sendung eines Boten nach „Richenstat“ (Ober- und Nieder-Reichstädt bei Dippoldiswalde) und Frauenstein „zcu bysaczcze unde umbe unse buchsen“ (um den 23. Nov. 1432)[1] mit dem Grenzschutz zusammenhängt, kann zweifelhaft sein; nach Frauenstein wurden in den folgenden Monaten wiederholt Boten wegen einer Büchse geschickt, welche die Stadt nebst Munition Heinrich (II.) von Plauen geliehen hatte.[2] Aber ein Angriff auf Graupen, den die Hussiten im April 1433 machten, erschien den Dresdnern offenbar als eine Gefahr, wie sich aus wiederholten Botensendungen dorthin[3] und der verstärkten Bewachung der Tore der Stadt[4] ergibt. Um die Mitte Mai wurde der Rat aufgefordert, 20 Schützen nach Stolpen zu schicken, „alzo die Keczer vor Frankenford waren“;[5] in der Tat wurde damals Frankfurt a. O. durch eine auf dem Marsche nach Preußen begriffene Hussitenschar bedroht.[6] Zur selben Zeit scheint auch Dohna von Dresdner Söldnern besetzt gewesen zu sein; der Landvogt hielt sich zeitweise dort auf.[7] Welchen Zweck die Anwesenheit des Dresdner Kämmerers in Prag um die Mitte Juni hatte, wissen wir nicht; vielleicht sollte er über die auf dem Landtage stattfindenden Verhandlungen mit den Gesandten des Basler Konzils Bericht erstatten.[8] Im September nahmen Dresdner an einer Heerfahrt vor Dippoldiswalde teil,[9] über die wir nicht näher unterrichtet sind; vermutlich steht sie wie die Botensendungen nach Weesenstein (Ende August und Anfang September)[10] in Zusammenhang mit einer Warnung vor dem von Tetschen (Sigmund von Wartenberg), die ein Dresdner Bote um die Mitte September nach Meißen zu den Herzögen brachte.[11] – Das für Dresden bedeutungsvollste Ereignis des Jahres 1433 aber war der am 13. Juni erfolgte Verkauf der meißnischen Landesteile mit Dresden, Großenhain, Pirna, Königstein, Dohna, Dippoldiswalde, Radeberg usw., auch dem Drittel an der Herrschaft Riesenburg durch Landgraf Friedrich an seine Vettern Kurfürst Friedrich II. und Sigmund für 15 000 Rheinische Gulden unter Vorbehalt des Wiederkaufs;[12] wenn so die wichtigsten Punkte der böhmischen Grenze in den Besitz der Söhne des tapfersten und erfolgreichsten Verteidigers dieser Grenze, dem die Nachwelt mit Recht den Beinamen des Streitbaren gegeben hat, gelangten, so ist dies wohl auch als eine Folgeerscheinung der Hussitenkämpfe anzusehen, denen der bisherige Landesherr, der meist in seinen thüringischen Landen weilte, nicht gewachsen schien.

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Auch das folgende Jahr verlief keineswegs ruhig für Dresden. Die Kämmereirechnungen berichten mehrfach von einer Heerfahrt vor Lauenstein im Frühjahr 1434. So verrechnet der Bürgermeister Hans Radeberg, der während der Reisen des Kämmerers nach Langensalza[13] und nach Leipzig zur Herzogin-Witwe Katharina[14] seine Stelle vertrat, allerhand Ausgaben für Brod, Fische, Bier,


  1. KR. 1432 fol. 307.
  2. Ebenda fol. 309b (1432 um Dez. 28) und KR. 1433 (RA. Dresden A XVb 3) fol. 319: Feria sexta post epiphanie domini 1433 (Jan. 9) eyme boten keyn Vrauwenstein zcu dem von Plawen von der buchsen und pulvers wegen, die wir em gelegen hatten, 4 gr., der lag acht tage da vor dem grosen snehe. Vergl. ebenda fol. 320, wo auch der große Schnee erwähnt wird (1433 zwischen April 17 und 24).
  3. Ebenda fol. 321: Item eyme boten keyn Grupen, alzo die keczer davor lagen, 6 gr. (1433 zwischen April 17 und 22). – Item eyme boten kein Grupen von des heringis wegen, davor wir gesprochen hatten, 5 gr. (1433 zwischen April 22 und Mai 8). Aehnlich fol. 322 (zwischen Mai 14 und 21).
  4. Ebenda fol. 321: Item fünf torhutern, die an den torn und phorte gehut haben, alze die keczer vor den Grupen waren, 4 tage 15 gr. iczlichem 3 gr. (1433 zwischen April 22 und Mai 8).
  5. Ebenda fol. 322.
  6. Vergl. Grünhagen, Die Hussitenkämpfe der Schlesier S. 246 Jecht, Oberlausitzer Hussitenkrieg S. 373.
  7. KR. 1433 fol. 322: Item ir zwene, die von der stad wegen 8 tage zcu Donyn gelegen hatten, 12 gr. (um Mai 20). – Item fol. 322b: Item eyme boten keyn Donyn zcum landvoyte umbe die steinbuchse 1 gr. (um Mai 29). – Fol. 323b: Item eyme boten beyu Donyn zcum houptman, den her vorbas zcu Pirne suchen [sic], 1 gr. 4 hl. (zwischen Juli 29 und August 15).
  8. Ebenda fol. 323: Distributa alze myn swer Hans Czuczk usgegeben hat, die wyle ich zcu Prage was (um Mitte Juni). Vergl. Palacky, Geschichte von Böhmen III, 3 (Prag 1854), 114 ff.
  9. KR. 1433 fol. 323b: Item den drabanten keyn Dypoldeswalde 15 gr. – Fol. 324: Item Ofenbruche 4 gr., das her in der herfart was vor Dypoldiswalde (um Sept. 3).
  10. Ebenda fol. 324.
  11. Ebenda fol. 324b: Item eyme boten keyn Miesen zcu myn herren mit der warnunge, die von Pirne qwam umbe den von Teczen 2 gr. (um Sept. 22). – Auch eine 1435 August 29 abgelegte Rechnung des Geleitsmanns in Dresden über die Zeit von 1433 Juni 15 bis 1434 Oktober 9 erwähnt Ausgaben ad castrum Donyn, ad expedicionem in Lauwenstehn, Friderico de Olsenicz, in Bernstein, in Dippoldiswalde. HStA. Dr. Loc. 4333 Rechnung der Amt 1418–1436 fol. 133.
  12. HStA. Dr. Orig. 6263.
  13. KR. 1434 (RA. Dresden A XVb 3) fol. 368: Das usgeben Radeberges burgermeisters, die wyle ich zcu Salcza was, von 30 gulden. Die Reise fand wohl Ende März 1434 statt; es dürfte sich darauf die Notiz ebenda fol. 365 beziehen: Item in vigilia Pasche (März 27) … eynen boten keyn Aldenburg zcu mynen herrn von der reyse wegen keyn Salcza, ab die mochte abegehin, 8 gr., zumal eine jener Ausgaben des Bürgermeisters das Datum Freitag vor Quasimodogeniti (April 2) zeigt.
  14. KR. 1434 fol. 365b: Dis hat der burgermeister usgegeben und mir zcugerechent, die wyle ich zcu Lipczk was, von 30 gulden, die ich em lis. Vergl. ebenda fol. 364b: Feria tercia post [Judica] czoch ich mit Johann Elstirberg mit 7 pferden keyn Lipczk zcu myner alden vrauwen der herczogynen und haben vorczert 4 schock 48 gr.