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von Wrzessowitz.[1] Aber obwohl der letztere und zeitweise auch Sigmund von Wartenberg, der übrigens am 4. August 1436 seinen endgültigen Frieden mit den sächsischen Herzögen machte,[2] sich zu den Hussiten hielten, sind doch alle diese Kämpfe, wie auch die durch eine Heerfahrt nach Böhmen veranlaßte Anwesenheit von Delitzscher Schützen in Dresden im März 1436,[3] eine Heerfahrt nach Stolpen im Mai 1437,[4] die Fehde mit Jan v. Wartenberg auf Blankenstein, der um dieselbe Zeit den Dresdnern ein Friedensangebot machte,[5] nicht eigentlich zu den Hussitenkämpfen der Dresdner zu rechnen; seit die Macht der extremen Parteien in der Schlacht bei Lipan vernichtet worden war, hatten die Grenzlande Ruhe vor den Ketzern, wenn auch die nachbarlichen Fehden, die es jederzeit gegeben hatte, fortdauerten.

Das Jahr 1438 brachte bekanntlich noch einen Feldzug der sächsischen Fürsten nach Böhmen. König Sigmund war am 9. Dez. 1437 gestorben und sein Schwiegersohn Herzog Albrecht von Oesterreich sein Nachfolger geworden. Er war zwar in Böhmen von der österreichischen Partei, zu der sich die meisten Mitglieder des Herrenstandes, außer den katholischen auch die der gemäßigten Richtung der Hussiten angehörigen, hielten, zum König gewählt und am 29. Juni gekrönt worden, fand aber heftigen Widerstand bei der nationalen Partei, zu der die Taboriten und die sonstigen Anhänger des strengeren Hussitismus gehörten; diese wollten dem polnischen Prinzen Kasimir die Krone Böhmens zuwenden und erhoben, unterstützt von polnischen Truppen, die Waffen gegen König Albrecht. Trotz der Hilfe, die ihm die sächsischen und andere deutschen Fürsten leisteten, gelang es Albrecht nicht, Tabor, den Mittelpunkt jenes Widerstandes, das er seit dem 11. August belagerte, einzunehmen, und er gab am 15. September die Belagerung auf. Die meißnischen Truppen wurden in ihre Heimat entlassen und Jakaubek von Wrzessowitz, der sich von der hussitischen zur königlichen Partei gewandt hatte, beauftragt, sie heimzugeleiten. Bei dem Dorfe Sellnitz zwischen Bilin und Brüx wurden sie von feindlichen Scharen angegriffen; es kam am 23. September zu einem ernsten Gefecht, in dem trotz der überlegenen Zahl der Gegner die sächsischen Truppen einen entschiedenen Sieg erfochten und zahlreiche Gefangene machten.[6] So schloß der Hussitenkrieg mit einem glänzenden Erfolge der sächsischen Fürsten, die sich während zweier Jahrzehnte als die tapfersten, wenn auch nicht immer erfolgreichen Gegner der Ketzer erwiesen hatten.

Daß auch bei den Kämpfen um Tabor und in der Schlacht bei Sellnitz Dresdner Truppen mitgewirkt hatten, ist nicht zu bezweifeln. Am 18. August (Montag nach Assumpcionis Mariä) richtete vom Feldlager vor Tabor aus Kurfürst Friedrich ein Schreiben an den Rat, in dem er klagt, daß von seinen Truppen, insbesondere auch von den durch die Städte gestellten, viele Leute das Heer ohne Erlaubnis verließen und nach Hause zurückkehrten, und den


  1. Ebenda fol. 393b (408): Distributa in die herfart als man den Jacubken uberczihen wolde: Feria tercia in die Crispini (25. Okt.) Nigkil Clugen 39 gr., die her verczert hatte. Es folgen mehrere Posten für Fuhrlohn, Butter, Käse.
  2. HStA. Dresden Or. 6410, auszüglich Cod. dipl. Lus. sup. II, 2, 641 f. Auf den Tagungen, die im Juni und Juli 1436 zu Dresden stattfanden (vergl. ebenda 621 Z. 10 und 34, 623 Z. 27), wurde vermutlich über diesen Frieden verhandelt.
  3. Vergl. Lehmann, Chronik von Delitsch I, 34f.
  4. KR. 1437 (A XVb 3) fol. 395: Dominica vocem jocunditatis (5. Mai) ... item in die herfart gein Stolpen ½ fuder biers 1 schock 12 gr. – Vergl. fol. 395b: Feria secunda post visitacionis Marie (Juli 8) der gleiche Posten.
  5. Schreiben Kurfürst Friedrichs II. an den Rat dat. Meißen 1437 Mai 20, Cod. dipl. Sax. II, 5, 164 Nr. 200.
  6. Über den Feldzug nach Tabor und die Schlacht bei Sellnitz vergl. u. a. Palacky, Geschichte von Böhmen IIl, 3, 316 ff. Schlesinger in den Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen XX (1881), 1 ff. Caro, Geschichte Polens IV (1875), 182 ff. V. Bayer in den Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte XI (1898), 1, 63 ff. A. Bachmann, Geschichte Böhmens ll (1905), 361 ff. und die in diesen Werken angeführten Quellen.