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Seite:Heft29VereinGeschichteDresden1921.djvu/12

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namentlich in den schönen vier- und fünfstimmig bearbeiteten Responsorien, die auch heute noch gesungen werden, nicht unwesentliche Abweichungen bemerklich, deren Verfasser leider unbekannt geblieben ist. Die vierstimmigen Hymnen, die früher bei der Vesper vor dem Magnifikat ausgeführt wurden und die natürlich je nach dem Kirchenfeste im Texte verschieden waren, rührten von Giuseppe Antonio Silvani, Kapellmeister an der Basilika St. Stephan in Bologna, her (vgl. Fürstenau). Auch die vierstimmigen Responsorien, welche damals und noch zu Fürstenaus Zeiten in der Karwoche am Mittwoch, Donnerstag und Freitag nachmittags gesungen wurden, waren von ihm[1]. Wahrscheinlich wurden früher bei demselben Gottesdienst zeitweilig auch seine Lamentationen aufgeführt, während diese, wie jetzt, für gewöhnlich nach römischer (gregorianischer) Weise gesungen wurden. Indessen gehörte es damals zu besonders ehrenvollen Aufgaben für Kirchenkomponisten, selber die Responsorien und Lamentationen für die Metten (Nachmittagsgottesdienste) in der Karwoche zu schreiben, und so finden sich wie anderwärts auch in Dresden solche Werke vor, die mitunter zur Aufführung kamen, wie beispielsweise diejenigen eines Zelenka, von dessen Bedeutung später noch die Rede sein wird. Am Karfreitag oder Karsonnabend, bisweilen sogar an beiden Tagen, wurden gewöhnlich Oratorien aufgeführt, das erste urkundlich erwähnte war 1730 Antonio Caldaras „Morte e sepoltura di Christo“ (Text von Francesco Fozio). Doch meint Fürstenau, es sei anzunehmen, daß schon viel früher solche Aufführungen stattgefunden hätten. 1731 folgte Zelenkas „Gesù al Calvario“ (Text vom Chevalier Boccardi), 1732 Giov. Alb. Ristoris „La Deposizione della Croce“, und von 1734 an beherrschte dann Hasse, beginnend mit dem Cantico di tre Fanciulli, das Repertoire. „Le virtù appiè della croce“ erschien 1737, „Il Giuseppe riconosciuto“ (Text von Metastasio) 1741, „I Pellegrini al sepolcro di nostro salvatore“ (Text vom Hofpoeten Stef. Pallavicini) 1742, „La Deposizione della croce di Ges. Chr. Salvadore nostro“ (Text von Pasquini) 1744, „Sant’ Elena al calvario“ (Text von Metastasio) 1746, „La conversione di S. Agostino“ (Text von der Kurfürstin Maria Antonia Walpurgis) 1750 usw. Oratorien anderer einheimischer Komponisten kamen nur ausnahmsweise zur Aufführung, so Zelenkas „I penitenti al sepolcro“ (von Pallavicini)[2].

Die Leitung der Kirchenmusiken beim katholischen Gottesdienst hatte anfänglich allein in den Händen des 1717 zum Oberkapellmeister


  1. Die jetzt gesungenen sind von Ingegneri, wurden jedoch früher Palestrina zugesprochen. Doch ist das Benedictus Dominus in der Karwoche von Silvani.
  2. Als letztes dieser Karsonnabend-Oratorien kam am 25. März 1826 Naumanns I Pellegrini al santo sepolcro zur Aufführung. Von da an traten an die Stelle dieser Aufführungen die Palmsonntagskonzerte zum Besten des Unterstützungsfonds für die Witwen und Waisen der Kapellmitglieder, um dessen Gründung sich Morlacchi besondere Verdienste erwarb.