Zum Inhalt springen

Seite:Heft29VereinGeschichteDresden1921.djvu/69

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

die polnische und musikalische Kapelle wurden je nach Veranlassung zum Dienst herangezogen, am häufigsten jedoch die Hoftrompeter, deren Instrumente Klang sich am besten für die meisten Festlichkeiten eignete. Auch außerhalb Dresdens mußten die Hoftrompeter ihre Kunst hören lassen. In Pillnitz, Moritzburg, Wachwitz, Hoflößnitz, Königstein, Meißen, Radeberg und an anderen Orten erschollen ihre Trompeten und Pauken[1]. Auf Reichstage, auswärtige Zusammenkünfte, Badereisen und in der polnischen Zeit (Warschau, Krakau) ließen sich die kurfürstlichen, später königlichen Herren von ihren Hoftrompetern begleiten. Namentlich vor und während der Tafeln hatten diese strengen Dienst. Das kurfürstliche Tafelsignal[2] forderte den tafelfähigen Hofstaat dreimal auf, sich bereit zu halten. Während der Tafel ertönte eine „Sonata“ oder eine „Symphonia“[3], gern hörte man auch Einzelvorträge, Bicinia, Tricinia und Quatricinia. Bei einer größeren Anzahl von Trompetern, wie am Dresdner Hofe, bliesen oft mehrere Chöre (Aufzüge). Die Oberhoftrompeter waren verpflichtet, derartige Stücke „zu inventiren und zu componiren“[4]. Beim Blasen wendeten die Hoftrompeter zur Verschönerung und Ausschmückung des Stückes „Setzmanieren“, vom Komponisten vorgeschriebene, und „Spielmanieren“, vom Künstler nach eignem Ermessen hinzugefügte, an. Letztere waren nur dem Konzert-Trompeter erlaubt, die Mittel- und Unterstimmen hatten darauf zu verzichten. Solche Manieren waren Vor- und Nachschläge, lange und kurze Mordente (eine Art Triller), lange und Pralltriller, Schleifer, die Bebung oder Schwebung und der Anschlag. – Oft lohnte ein fürstliches Geschenk die geschickten Künstler, oder es erfolgte ein Stellenangebot mit höherem Gehalt von einem auswärtigen Hofe. Für das Tafelblasen in Pillnitz gab es bis 1840 eine Weinvergütung[5]. Im Mai 1686 gab der in Dresden weilende Graf Günther von Schwarzburg den Trompetern 15 Taler zum Geschenk[6]. (3 Taler dem Stall, 1 Taler dem Futtermarschall, 2 Taler im Zeughause, 2 Taler in der Kunstkammer, 2 Taler dem Gärtner und Grottenmeister, 2 Taler dem Bettmeister, 20 Taler in Küche und Keller, 3 Taler den „Laquaien“ usw.). Nach der Fürstenzusammenkunft, 1791, 25. August, erhielt der Obertrompeter 30 Taler, jeder Hoftrompeter


  1. Auf Wunsch der letzten drei Könige bliesen die Trompeter oft Quartette und Quintette (3 Trompeten in B, Alt- und Tenorhorn) vor den fürstlichen Familien und ihren Gästen.
  2. Abgedruckt bei Teuchert/Haupt, Musik-Instrumentenkunde in Wort und Bild, S. 35.
  3. z. B. von Alberici, nach 1663 Kapellmeister, „3 Symphoniae“ als Tafelmusik für Trompete, Violine oder Fagott.
  4. Kgl. Oberhofmarschallamt, Acta, die Hoftrompeter betr. Vol. 2. XII. Nr. 19. 1752 – 1851.
  5. ebenda. Acta, K. XII. 21.
  6. Hasche, Urkundenbuch zur Dresdner Geschichte, S. 661.