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 535. Diese Belohnung aber darf nicht so verstanden werden, als gebe Gott einen Lohn aus und nach Verdienst der guten Werke, die er vermöge seiner Gerechtigkeit zu geben schuldig wäre, denn es ist und bleibt eine unverdiente Belohnung, die aus Güte und Gnade herkommt. Gleichwie ein Vater seinem Sohne, der ihm alle seine Befehle auszurichten schuldig ist, aus väterlicher Zuneigung den Gehorsam mit einer besondern Gabe belohnt, da er solches wohl hätte unterlassen können, so belohnt Gott der Gottseligen Frömmigkeit aus väterlicher Zuneigung ohne alle Schuldigkeit, welches allein daraus zu verstehen ist, einmal, daß kein Heiliger lebt, welcher unserm lieben Gott das tägliche Brod mit Recht abfordern könne, als ob er es ihm abverdient hätte, sondern er muß ihn darum bitten und beten: Vater unser, unser täglich Brod gib uns heute; hernach, daß keiner lebt, der nicht mit Jacob bekennen müßte: „ich bin zu gering aller Barmherzigkeit und Treue, die du an deinem Knechte gethan hast,“ 1 Mos. 32, 16. und mit St. Paulus: „Wer hat Gott etwas zuvor gegeben, das ihm werde wieder vergolten?“ Röm. 11, 35.

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 536. Daß aber die h. Schrift die Gerechten vertröstet, ihre guten Werke sollen belohnt werden, kommt daher, daß auch eine unverdiente Belohnung gleichwohl eine Belohnung genannt werde, wie Gott zu Abraham spricht: „Ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn,“ 1 Mos. 15, 1., da Abraham einen solchen Lohn nimmermehr hätte verdienen können. Ps. 127, 3. „Kinder sind eine Gabe des Herrn, und Leibesfrucht ist ein Geschenk.“