Seite:Heinrich Brandt - Darlegung der Glaubenslehre der evangelisch-lutherischen Kirche.pdf/280

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Schrift so vollkommen, daß wir einer andern Lehre nicht bedürfen, weil sie uns unterrichten kann zur Seligkeit, 2 Timoth. 3, 15. „Sie kann einen Menschen Gottes vollkommen machen, zu allen guten Werken geschickt“; V. 17. Sie bringt uns dahin, „daß wir glauben, Jesus sei der Christ, der Sohn Gottes, und daß wir durch den Glauben das Leben haben in seinem Namen.“ Joh. 20, 31. Darum sind wir keines ungeschriebenen Wortes benöthigt. Endlich

.

 606. δ) ist das ungeschriebene Wort ungewiß, als welches leicht kann verfälscht werden. Unter St. Pauli Namen ging in den Thessalonichischen Kirchen eine Rede herum, als ob der jüngste Tag vorhanden sei. Diese widerlegt er 2 Thess. 2, 2. ff. und warnet uns vor dergleichen Vorgeben mit diesen Worten: „Wir bitten euch, daß ihr euch nicht bald bewegen lasset von eurem Sinn, noch erschrecken, weder durch den Geist, noch durch Wort, noch durch Briefe, als von uns gesandt, daß der Tag Christi vorhanden sei; lasset euch Niemand verführen in keinerlei Weise.“ Petrus fragte den Herrn Christum einmal, was für einen Tod Johannes leiden würde? Da strafte der Herr seinen Vorwitz und sprach: „So ich will, daß er bliebe, bis ich komme, was gehet es dich an? Darauf ging alsbald die Rede unter den Jüngern, Johannes werde nicht sterben.“ Joh. 21, 21 ff. Ist nun dem Herrn Christus seine Rede von seinen eigenen Aposteln gleichsam in dem Munde verkehrt worden, wie vielmehr hat solches in andern Stücken, so viel hundert Jahre her, durch so mancherlei Leute, Lehrer und Zuhörer, Rechtgläubige und Ketzerische, geschehen können? Also sind die traditiones,