der Tisch, unter welchem er immer erwachte? Wo war seine Morgenpulle Kognak? Stöhnend und alkoholische Schwaden ausstoßend, versuchte er sich aufzurichten. Er lag in einem Bett, was ihm lange nicht passiert war.
Zwei Männer in weißen Kitteln traten an sein Bett; es waren Professor Sektpropp und sein Assistent.
Wie Kinderaugen zu Weihnachten angesichts des brennenden Christbaums glänzen, so leuchtete es in den stieren Augen Onkel Bogumils auf, als er in der Hand des Assistenten eine Kognakflasche gewahrte. Man überließ ihm die Flasche, die er gierig hinuntergoß. Das war nicht sein Kognak Dreistern. Er verzog den Mund, pfui! Aber es war immerhin Alkohol. Tag für Tag bekam er allmorgendlich seine Flasche Kognak. Mit jedem Tage wuchs ihm der Ekel vor diesem Kognak, der bei ihm nur Bauchgrimmen und Brechreiz hervorrief. Mit dem Rheinwein, den man ihm gab, ging es ihm gerade so. Ein widerlicher Nachgeschmack, den er nicht los wurde, quälte ihn unsäglich. Dabei gab es nur fade Süppchen und kein Scharfgewürztes, namentlich keine Salzgurken, die ihm so angenehm den Magen kitzelten. Nach vier Wochen wies er mit Abscheu und Ekel den Anstaltsalkohol zurück. Die Sehnsucht aber gärte in ihm qualvoll Tag und Nacht nach seinem alten Rheinwein und seinem Dreistern-Kognak. Alle seine Versuche, den Wärter zu bestechen, schlugen fehl. Er wurde bewacht wie ein Raubmörder, Flucht war ausgeschlossen.
Geschwächt von all den Quälereien, die der Sektproppsche Wein und Kognak bei ihm zur Folge hatte,
Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz-Buch_der_Katastrophen-1916.djvu/039&oldid=- (Version vom 1.8.2018)