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Die vierbeinige Gefahr

Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister,
Werd’ ich nun nicht los –

klagt Goethes Zauberlehrling, klagten die Menschen, als sie sich bewußt wurden, was sie mit der Erziehung der Pferde zu denkenden Wesen angerichtet hatten.

Das intellektuelle Pferd, dessen Denken der ahnungslose Mensch durch harmlose Zahlen- und Buchstabenexperimente weckte, wurde in seiner unaufhaltsam fortschreitenden, starken geistigen Entwicklung von Generation zu Generation ein schwer wiegender Faktor, der sich eines Tages riesengroß und unerbittlich in die überlieferten Institutionen der Menschen schob.

„Gleiches Recht für Pferd und Mensch!“

„Was dem Menschen recht, ist dem Pferde billig!“

Mit dieser Forderung, mit diesem Schlagwort traten die intellektuellen Pferde aus ihrer tierischen Reserve an die Menschheit heran. Sie verlangten Aufnahme in das Staatswesen und in die Gesellschaft als vollwertige Bürger.

Es wurde ein Zentral-Komitee mit dem Sitz in Elberfeld gebildet. Von hier ging eine eindringliche, wohlorganisierte Propaganda aus, die einen Zusammenschluß aller gleichgesinnten Pferde und eine einheitliche Stellungnahme in dieser so wichtigen Existenzfrage erstrebte.

Die überwiegende Mehrzahl der Pferde trat der Emanzipationsbewegung bei.

Empfohlene Zitierweise:
Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz-Buch_der_Katastrophen-1916.djvu/084&oldid=- (Version vom 1.8.2018)