in den Wald gegangen. Ich schnitt mir eine junge Eiche zum Stecken zurecht und drang mit „Hojotohoh“ in das Dickicht. Da stieß ich auf fünf Holz abfahrende Bauern, die sich sofort, als sie meiner ansichtig wurden, voller Wut auf mich stürzten und brutal festhielten. Auf meine Erklärungen über die historische Berechtigung und die hygienischen Vorzüge des Nacktgehens nannten sie mich eine gottverfluchte Sau und noch schlimmeres, und zum Schluß wurde ich mit meiner jungen Eiche elendiglich verhauen.
Dann machte ich schüchterne Versuche, mit einem bis zum Knie reichenden härenen Gewande umherzugehen. Man hetzte die Hunde auf mich, die Kinder bewarfen mich mit Kot, und die Wirtin erklärte mir, die Bullenbacher duldeten diese Maschkerad nicht, und sie hätte keine Lust, sich für die paar Mark, die ich zahlte, das ganze Dorf auf den Hals zu hetzen, und ich möchte sehen, wo ich ein anderes Unterkommen fände, bei ihr könnte ich nicht länger wohnen.
So schnell wollte ich die Flinte nun doch nicht ins Korn werfen. Lieber die kleinen Unfreundlichkeiten und Mißverständnisse ertragen, die doch im Grunde nur eine charakteristische Note dieser urwüchsigen Naturkinder darstellten: die naive Abneigung gegen alles Neue, Fortschrittliche, das Festklammern an der Väterüberlieferung, als zurückkehren in die Hölle der Zivilisation.
Ich beschwor die Frau, mich doch wohnen zu lassen, und es gelang mir schließlich, sie durch eine Verdreifachung des bisher bezahlten Pensionspreises zu rühren.
Ich tat alles Mögliche, mich mit den Bauern auf guten Fuß zu stellen, mich ihnen anzupassen. Abends im Wirtshaus
Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz-Buch_der_Katastrophen-1916.djvu/211&oldid=- (Version vom 1.8.2018)