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legenden Hühner ließen apathisch ohne Freudengegacker ihre Eier von sich gehen. Das monotone Gesumm der ein- und ausfliegenden Mücken und Fliegen und das müde Gekrieche dieser Insekten an den Wänden und Möbeln verstärkte noch das unheimliche Schweigen. Ein grenzenloses, lähmendes Nichts umgab mich. Wie ein Reif von warmen, feuchten, klebrigen Händen legte es sich mir um den Kopf.

Ich mußte mich unter allen Umständen beschäftigen, wenn dieser furchtbare Druck, den der glühende Augusttag gebar, nicht Macht über mich bekommen sollte, wenn ich nicht wahnsinnig werden wollte! Das Gehirn mußte in Tätigkeit bleiben!

Eine Schaustellung indischer Fakire, die ich einmal irgendwo gesehen hatte, fiel mir ein. Unter anderen war da ein Mann gewesen, der seine Augen aus den Augenhöhlen herausnehmen und einige Zentimeter vom Kopf entfernen konnte. Ein befreundeter Arzt, der damals bei mir war, hatte dieses für mich seltsame und eigentlich schreckliche Phänomen für höchst einfach erklärt. Es gehöre nur eine gewisse Willenskraft dazu und Überwindung des unangenehmen Gefühls beim Berühren des Augapfels. Bei Augenoperationen, zur Beseitigung eines Abszesses zum Beispiel auf der Rückseite des Augapfels, nehme man das Auge stets ohne irgendwelchen Schaden für den Patienten in dieser Weise heraus.

Die fixe Idee setzte sich in meinem zusammengeklebten Hirne fest, das auch einmal bei mir zu versuchen. Wie unter einem zwingenden Bann hob ich meine rechte Hand, führte sie zum rechten Auge und begann mit dem

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Hermann Harry Schmitz: Buch der Katastrophen. Kurt Wolff Verlag, Leipzig 1916, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz-Buch_der_Katastrophen-1916.djvu/217&oldid=- (Version vom 1.8.2018)