und die beiden anderen gingen demselben Ende entgegen.
In der Not griff man zu dem Sterilisierungsapparat der Mutze Mandel.
Die Entdeckung des Radiums war ein Kinderspiel gegen die Bemühungen der mit Vater Becker vereinigten Tanten, den Sterilisierapparat in Szene zu setzen. Gläser mit Maßstrichen und gebogene Glasröhren hatte man schon reichlich kaputt gemacht, sich auch bereits genügend die Finger verbrannt.
Das Kindchen schrie, daß es bereits blau im Gesicht war, nach Atzung. Die Nachbarn beschwerten sich. Ein Polizist kam von der Straße herein im Glauben, es würde jemand ermordet.
Man wußte nicht, was in die Flaschen kam. Das vor allem wußte man nicht.
„Milch,“ schlug der Polizist vor.
„Richtig, natürlich Milch,“ rief man froh und erlöst durcheinander.
Das Baby lag fast in den letzten Zügen, als man endlich die erste Pulle Milch bereitet hatte. Der Kleine sog die Milch mit Behagen. Mutze Mandel triumphierte. Der Sterilisierapparat ward anerkannt.
Das Baby schlief nach seiner Pulle ein. Der Polizist ging weg.
Man müßte das Kind mal wiegen – Tante Tine kam auf die Idee. Das Kind wurde auf die Wage gelegt, wurde wach und begann natürlich wieder zu schreien. Man legte es wieder in die Wiege, da man aus der Wage doch nicht klug wurde.
Dann kam man in den nächsten Tagen endlich zum Verständnis der Wage. Man wog den Knaben vor und nach jeder Flasche und konstatierte triumphierend,
Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Leipzig: Ernst Rowohlt Verlag, 1911, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/017&oldid=- (Version vom 1.8.2018)