Mann Pflichten seiner Frau gegenüber. Er solle mir schreiben, übrigens bekäme er sein Geld.
Er trampelte unverdrossen weiter. Ich hielt mir die Ohren zu. – Er änderte seine Taktik und rief durch die Türritze, er hätte mir eine für mich höchst wichtige Mitteilung zu machen. Ich solle nur um Gottes willen öffnen. Wegen der alten Geldsache käme er nicht; das eile nicht. Es wäre nichts Unangenehmes, darauf gäbe er mir sein Ehrenwort.
Ich war einigermaßen beruhigt und öffnete also.
„Anziehen, sofort anziehen,“ waren seine ersten Worte.
„Ja, aber …“
„Anziehen, schleunigst, ich erkläre dir alles. Schnell, schnell.“
„Unmöglich,“ ächzte ich, „ich bin gerade im ersten Schlaf.“
„Anziehen, anziehen, sofort, soooofoooort!!“ brüllte er wutschnaubend. Er sprang von einem Bein aufs andere, griff nach einem rostigen Beil aus der Schlacht bei Moorgarten[1], welches ich als wertvolle Antiquität an der Wand hängen hatte und rückte mir zu Leibe.
„Anziehen, anziehen, anziiiiiiiehen!!!“
Er ist irrsinnig, das wurde mir klar. Man muß ihm den Willen tun.
Ich brachte einen Tisch zwischen mich und Theobald und schwang mich mit einem gräßlichen Fluch in meine Hose.
„Schnell, schnell,“ hetzte Theobald.
Ich hatte die Hose falsch herum angezogen. Ich riß sie wieder herunter, trat in die Waschschüssel, rannte gegen die offene Kleiderschranktür. Ein Topf
- ↑ Schlacht am Morgarten (15. November 1315); erste Schlacht zwischen den Eidgenossen und den Habsburgern
Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Leipzig: Ernst Rowohlt Verlag, 1911, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/023&oldid=- (Version vom 18.8.2016)