Ich starrte, wie hypnotisiert, auf die furchtbare Faust. Mein Kopf drohte zu zerspringen, meine Backe schmerzte, – auch hatte der Tritt eine empfindliche Stelle getroffen. Dazu stieß mir noch fortgesetzt Moët auf.
„Ja oder nein?“
„Ja, ja, ja,“ stöhnte ich in meiner Angst, „alles, was Sie wollen.“
Im Nebenzimmer begann das Göhr zu schreien. Das Weib keifte dazwischen. Der Mann am Tisch schimpfte weiter. Worte schlugen an mein Ohr, deren Sinn ich nicht verstand. Mein Begriffsvermögen war zu Ende. Ich sank völlig erschöpft in mich zusammen. –
„Dat es ja jar nitt der Hujoh,“ hörte ich auf einmal eine fremde weibliche Stimme dicht neben mir. Man rüttelte mich auf. Ich glotzte um mich. Der Hüne stand drohend vor mir, neben ihm ein junges Mädel. Das alte Weib saß am Tisch mit dem Kind auf dem Arm.
„Dat es ja jar nitt der Hujoh,“ wiederholte das Mädchen.
Ich bekam wieder Mut.
Weinerlich bestätigte ich: „Sie haben recht, ich bin wirklich nicht der Hugo.“ – Obgleich ich tatsächlich nicht mehr wußte, wer ich überhaupt noch war.
Der Hüne schlug mir den Hut auf den Kopf, riß mich vom Sofa und schrie: „Wat häs du dann he verlore, du Flahbes, eraus sag ech, du hörs net en ons Famellje!“
Die Alte keifte dazwischen: „Wie kütt dä Kääl an ons Keng?“
Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Leipzig: Ernst Rowohlt Verlag, 1911, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/030&oldid=- (Version vom 18.8.2016)