mit englischen Drops, so befindest du dich vor dem einzigen Ort, wo du als Mann von Geschmack und Distinktion dir deine Krawatten, Unterwäsche und so zu kaufen hast.
Ein einsamer Lackschuh, ein schwarzer Leisten und ein Paar seidene Schuhbänder – nicht zu vergessen, eine Flasche englischer Drops – wahllos in einer Vitrine aus Zitronenholz verstreut, zeigen dir an, daß hier der maßgebende Schuster wohnt.
Bei dem alleinseligmachenden Schneider – ich warne dich indessen inständigst, den Mann niemals so zu nennen – wirst du außer der Flasche Drops nur ein buntes Stück Flanell für eine Weste im Schaufenster finden.
Für die Geschäfte in erstklassiger Damengarderobe gelten die gleichen Grundsätze. So macht auf mich stets das Schaufenster des sogenannten feinsten Damenmodemagazins der Stadt einen großen Eindruck. Auf einem Ständer langweilt sich ein einsamer, uninteressanter Hut, der so angebracht ist, daß man noch gerade ein wenig darunter schauen kann, um das Wort „Paris“ zu lesen. Weit und breit sonst nichts in der Auslage oder höchstens nur wieder eine Flasche mit englischen Drops, die in allen Fällen auf harmlose Gemüter unbedingt wirkt. –
Er war also der erste Friseur der Stadt.
Er hielt sich meistens in dem Raum vor dem Rasiersalon auf und machte lediglich in einer herablassenden Form, vorsichtig abwägend, die Honneurs. Vom einfachen Aufgucken von der Zeitung an bis zum eigenhändigen Helfen in den Paletot und Geleiten bis zur Tür zog er in entsprechender Weise, auf jeden Fall individuell zugeschnitten, die Register seiner Höflichkeit.
Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/096&oldid=- (Version vom 1.8.2018)