Hauptsächlich war es mein Vier-Wort-Sprachsystem gewesen, welches mich verraten hatte, aber auch an der Kleidung und dem ganzen Auftreten erkannte das geübte Auge des Eingeborenen den Fremden.
Das war ich nun leid. Anpassung, Mimikry war der einzige Ausweg.
Sprachlich fühlte ich mich dank meinem reichen Schatz an Sätzen aus der Grammatik absolut sicher. Also galt es nur das Äußere den Sitten des Landes entsprechend herzurichten.
Alle Männer trugen hierzulande lange, schwarze Pelerinen, deren einer Zipfel malerisch über die Schulter geworfen wurde, dazu verwegene Schlapphüte. Ich mußte mir vor allem eine derartige Pelerine und einen solchen Hut zulegen.
Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, dem Besitzer des Ladens, in welchem diese Sachen zu haben waren, mein Verlangen ohne Zuhilfenahme von Gebärden, in seiner, von mir ja jetzt so glänzend beherrschten Muttersprache auseinander zu setzen. Es war aber doch verflucht schwer, wie ich bald bemerkte, von Emils Birne ausgehend, über Gertraudens Federmesser, über Herminens mißachtetes Zobeltier und der fröhlichen Großmutter Wendeltreppe zu der gewünschten Pelerine zu gelangen.
Meine Siegesgewißheit, mit welcher ich den Laden betreten hatte, war schnell verschwunden. Der Mann im Laden, der auf alles, was ich sagte, nichts erwiderte und sich nur fortwährend sehr devot verbeugte, hatte mich zuerst nervös gemacht.
Als ich dann, je mehr ich redete, zur Überzeugung kam, daß aber auch kein einziger der auswendig gelernten
Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/150&oldid=- (Version vom 1.8.2018)