war – alles gute Partien, wirklich ausgezeichnet waren die Mädchen angekommen: „Man trifft durchweg nur gute Gesellschaft dort. Exzellenzens Mostert lernten wir vergangenes Jahr kennen, reizende Leute, ganz reizende Leute. Ach, und die Reunions sind so entzückend, wirklich nur nette, scharmante Herren mit Lebensstellungen. Ich habe für Tilly und Erna noch neue Ballkleider nachkommen lassen.“
Behüte mich Gott! Ich dankte, ich wurde vorläufig als Junggeselle mit meinen Renten allein fertig. Außerdem gehe ich nicht in die Sommerfrische, um in Marionettenbetrieben mitzuwirken.
Borkum – „Ich bin jedes Jahr sechs Wochen mit meinen Kleinen dort. So nett ist das mit dem Kinderbataillon, so herzig, und den Kleinen macht es gar so viel Spaß, so lieb können die Kinderchen mit ihren Eimerchen am Strand spielen,“ pries mir Frau Knüsterpüster, Mutter von acht unerwachsenen Kindern, dieses Nordseebad.
Ich spiele nicht gern Soldat oder mit Eimerchen im Sand, außerdem machen mich Kinder nervös.
„Nach Knocke,“ riet mir Herr Selmenkuhl, „man trifft dort immer Leute aus unserer Stadt, das ist zu nett.“
Ich fand das gar nicht so arg nett und dankte.
„Ostende, das ist was für Sie,“ suchte mich Herr Huschebold zu begeistern. Ernste Männer nannten ihn einen Windbeutel, einen Schürzenjäger. Am Stammtisch sagte man, er sei ein verdammt toller Kerl, man kniff dabei ein Auge zu und schlug sich auf die Beine. „Famose Weiber in Ostende, feiner Betrieb, tipp, topp.“ Er kiekste mich in die Seite: „Familienbad!“
Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/193&oldid=- (Version vom 1.8.2018)