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Im Sanatorium.

Hat man als Junggeselle sein Leben recht ergötzlich verbracht, so kommt früher oder später der Moment, wo man sich den intensiven Anstrengungen eines lustigen Lebemannsdaseins nicht mehr so recht gewachsen fühlt, da heißt es, entweder heiraten oder auf einige Zeit in ein Sanatorium gehen.

Eine Kur in einem Sanatorium ist einer Heirat unbedingt vorzuziehen, sie verpflichtet zu nichts, ist billiger und gilt, was wohl das wesentlichste ist, heute für schick.

Dieser Ansicht war auch Scharleß Nulpe. Als sich jener kritische Zustand bei ihm mehr und mehr einstellte, dem man mit dem schmerzlichen Seufzer: „Ich kann verflucht nichts mehr vertragen“, Ausdruck zu geben pflegt, beschloß er, sich auf einige Zeit in ein Sanatorium zurückzuziehen.

Er hatte eine enorme Sorge um sein Leben, außerdem mußte er als moderner Mensch, der peinlichst in allem up to date bleiben wollte, so gut wie man sich in der Saison in Monte Carlo, St. Moritz, Baden-Baden oder Ostende sehen ließ, auch seine Zeit im Sanatorium gesessen haben.

Empfohlene Zitierweise:
Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/223&oldid=- (Version vom 1.8.2018)