Die Mehrzahl sämtlicher Ärzte ständen hinter ihm. Er führte aus seiner Praxis unzweifelhafte Fälle an, wo die betreffenden Patienten dieser verrückten Erfindung zum Opfer gefallen waren. Er erklärte die Vertreter und Anhänger dieser Therapie für Mörder. Er hielte es für seine Pflicht als Mensch und Arzt, mit allen Kräften gegen einen derartig lebensgefährlichen Irrsinn vorzugehen und das Publikum aufzuklären. Den Voreiligen, die bereits Langebühdel oder Möhrenfeind in die Hände gefallen waren und diesen Unglücks-Blinddarmersatz mit sich herumschleppten, könnte er nur den Rat geben, sofort diese furchtbare Gefahr entfernen zu lassen. Eile wäre unbedingt geboten.
Professor W. C. Manhattan Cover-Coat sprach eindringend und überzeugend.
Wie ein Keulenschlag traf mich diese Eröffnung. Wie ein Blöder irrte ich zwei Tage durch die Stadt. Ich stand am Fluß mit Selbstmordgedanken. Ich ging in den Wald und aß Moos und Rinde. Ich wollte in Höhlen hausen, fand aber keine.
Dann trieb mich meine Angst willenlos ins Krankenhaus von Professor Weichteil. Raus mit dem Schafsdarm Möhrenfeinds!
Im Krankenhaus war alles wie damals.
Man schob mich nach den bekannten Vorbereitungen auf dem weißlackierten Krankenwagen in den noch immer ungemütlichen Operationssaal. Eine Wut quoll in mir auf gegen die Instrumente, die Ärzte, die Schwestern, die ganze Umgebung. Das war alles medizinische Materie, und die haßte ich gründlich.
Einer von den weißen Männern, der sich mit dem Professor überworfen hatte und in den nächsten Tagen das Spital verlassen mußte, trat an mich heran und
Hermann Harry Schmitz: Der Säugling und andere Tragikomödien. Ernst Rowohlt Verlag, Leipzig 1911, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_Harry_Schmitz_Der_Saeugling.djvu/249&oldid=- (Version vom 1.8.2018)