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5.


Ich glaube an Gott den Vater, allmächtigen
Schöpfer Himmels und der Erde.
 


 Wenn Gottes Allmacht nicht auch seine Liebe wäre, so müßte sie mich vernichten. Wie der Sturmwind ein Blatt im Spiel vor sich hertreibt, beiseite wirft und wieder in die Höhe zu wirbelt, bis es in alle Fernen entführt wird, so wäre dann mein Leben. Er würde eine Weile mit ihm spielen, es mit seinen Strahlen erwärmen und mit seinen Schrecken erschüttern, es mit Wohltaten an sich locken und dann mit Gewalttaten von sich schrecken, mit Verheißungen erheben und mit Enttäuschungen beschweren, und das Ende meines Lebens wäre der Tod.

 Allmacht ohne Liebe - des kann man nur ausdenken, wenn man die Hölle ausdenken will. Abhängig von ihm sein und nie ein freundliches Wort von ihm hören, auf ihn angewiesen sein und nie einen gütigen Blick von ihm schauen, das ist Hölle. Wenn du mit einem Menschen zusammenlebst, den du liebst, so liebst, daß du von ihm mehr abhängig bist, als es recht ist, und dieser Mensch gönnt dir kein gutes Wort, du suchst ihn und er weicht dir aus, er läßt dich nur fühlen, wie sehr du ihn und wie wenig er dich braucht, du wartest, ob nicht wenigstens ein einziger Blick einmal dir gelte, ob nicht in einem Wort, das er an andere verschwendet,