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Scheidung. Wenn die Leute meinen, die Ehe sei das höchste Erdenglück, so ist das nicht falsch, getraute Treue ist höchstes Erdenglück, aber auch die höchste Aufgabe und die größte Prüfung für sich selbst. Die meisten Ehen in ihrer großen, schweren Vereinsamung – denn die Verheiratung hebt die Einsamkeit nicht auf – sind deshalb so unglücklich, weil sie nicht von Gott gestiftet und darum nicht von ihm gesegnet sind. –

 Er gibt dann noch allerlei Güter, all die Freude am Wege; denn er ist kein karger Gott, der einen öden Weg gehen heißt, sondern der am Wege auch manche Blume blühen läßt aus der Ewigkeit für die Ewigkeit. All den Schmuck, den Gottes Treue dem Leben gibt: edle Geselligkeit, wahre Freundschaft, treue Nachbarlichkeit, vornehme Lektüre, all das, was die Seele aus der Diesseitigkeit in die Heimat, aus der Dürftigkeit in den Reichtum, aus dem Alltag in den Feiertag erhebt, hat ihr Gott gegönnt. Das ist nicht evangelisch, wenn man an den Blumen am Wege vorübergeht, Gott hat sie uns doch geschenkt; das ist nicht christlich, wenn man mit Absicht die düsteren Pfade aufsucht um am Schmerz sich zu erquicken. Sondern der seine Sonne leuchten läßt, daß sie die Pracht der Farben über die Erde hingieße, der mit verschwenderischer Fülle die Erde mit Blüten und Blumen schmückt, hat das alles getan, damit dein Herz voll seiner Güte werde. So erhält er dich; das alles hat er dir beschert.