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der Apostel Zeiten, die wir uns zu den 500 Brüdern gesellten, die ihn gesehen, mit ihm gelebt hatten, wir wären in den großen Bund all derer, die die Welt getäuscht haben, eingetreten, wir hätten an viel armen Seelen uns verschuldet. Rein äußerlich zunächst: welche Unsummen von Geld hat diese Predigt von dem auferstandenen Christus gesammelt! Kirchen wurden gebaut. Schulen gegründet, Anstalten ins Leben gerufen – und es war alles Trug. Hätten wir um dieses Geld Theater gebaut, statt dem sogenannten Auferstandenen Häuser zu gründen. Hätten wir mit diesem Geld das Volk amüsiert, statt es an Lug und Trug zu gewöhnen. Falschmünzer, Räuber, Toren wären wir, die andern das Geld abreden, um sich selbst etliche gute Tage zu bereiten. Das wäre die christliche Kirche – eine Versammlung von Betrügern, und die Priester wären gedungene Söldlinge. Ist Christus nicht auferstanden, so wären wir als falsche Zeugen erfunden. (1. Kor. 15, 15.) Wie nennt ihr einen, der Geschichte fälscht? Wie heißt ihr einen solchen Mann, der Dinge erzählt, so lange, bis er sie selbst glaubt? Den nennt man einen ehrlosen Wicht – und das wären wir Geistliche, Seelsorger genannt, und müßten dann eigentlich Seelenverderber heißen. Seelenhirten habt ihr gemeint vor euch zu haben, ihr hättet uns aber Verführer benennen sollen.

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 Christus nicht auferstanden – und nun predigt man schon 1800 Jahre von einer seligen, fröhlichen Osterzeit, von einer Welt, die in Banden lag und von einem Christus, der den Banden sie entnahm; und es ist alles nur Schein! Aber ich gehe weiter: ist Christus nicht auferstanden, so ist unser ganzer Glaube grundlos. „Ich glaube an Jesum Christum.“ Glaubt ihr auch an Goethe, an Bismarck, glaubt ihr, um den uns teuersten unter den Menschen zu nennen, glaubt ihr an Luther? Du wendest dich ab: „nein, ich verehre, ich liebe, ich schätze, ich ehre sie, sie sind mir sehr nah und teuer, aber an sie