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Werte, die seit jetzt 210 Jahren in Asien in ununterbrochener Folge angelegt wurden, scheinen ausgetan. Die große dänische indische Mission, wie sie Leipzig aufnahm, die der Brüdergemeinde, die Goßnersche sind wie lahmgelegt. Ich habe in diesen Tagen ein Wort gelesen, das sich mir tief in die Seele gelegt hat: „Welche Zukunft gibt Deutschland dem Islam?“ Die Muhammedaner hoffen, daß sie Deutschland missionieren können; denn die Abstinenzbewegung nimmt immer mehr zu, und wie es mit der ehelichen Treue in Deutschland bestellt ist, weiß jedermann. Enthaltung von Wein und Unenthaltung in sittlicher Beziehung seien von Deutschland restlos erfüllt, darum habe der Islam eine Zukunft. Hört! Das ist es, daß der Heilige Geist sich zurückzieht, scheinbar, vom Werk. Wieviel Er am modernen Missionsbetrieb zu tragen hatte an der Ungeheiligtheit der Missionare, an der Veräußerlichung der Anstalten und Häuser, das habe ich nicht zu richten, der ich an mir selbst zu richten habe. Aber es scheint, als ob der Heilige Geist ganz andere Opfer haben wolle, nicht die paar Mark, sondern die persönliche Hingabe an den großen Reichsgedanken. Ist nun der Heilige Geist plötzlich nicht mehr ein Geist der Mission? „Gleichwie Er auf Erden sammelt“, sagt unser Katechismus. Glaubt mir, während wir hier schlafen, weil wir schlafen müssen, untätig sind, weil wir nicht arbeiten dürfen, kommt nicht bloß der Feind in die Lager der Heiden, sondern auch der Herr. Wenn die äußeren Mittel versagen, dann kommt Er mit Seiner Erinnerung. – Er sammelt Sein Volk. Wie werden wir einst staunen, welche Leute angekommen sind, wie werden wir uns einst wundern über die Menge der Unbedeutendheit und Ungeformtheit, die nun alle, alle bei Jesu angelangt sind, weil sie Ihm ihr Herz brachten!

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 Er sammelt, Er erleuchtet und heiligt. Die Kirche, wenn man sie noch so bescheiden ansieht, ist eine Leuchtkraft auf Erden. Es ist doch immer etwas Wunderbares,