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ich verloren; ach, daß er mir nicht in der Ewigkeit als eine Klage begegnete!“ – ist Sein letztes Wort: „Allen Seelenschaden decke ich jetzt in Gnaden mit meinem Purpurmantel zu.“ – Sind das Träume? Dann sind es Träume von Gold. Sind das fromme Gedanken? Dann sind es Gedanken, von denen wir wünschten, sie möchten wahr sein. Aber es sind nicht Goldträume und nicht fromme Gedanken, es sind die Tatsachen. Ich falle zu Seinen Füßen nieder als ein Toter, und Er legt Seine Hand auf mich und spricht: „Fürchte dich nicht, Ich habe überwunden.“

 Seht, und am meisten nehmt zu Herzen das Wörtlein „gütig“, reichlich, ohne Nachrechnen, ohne Feilschen, ohne die Angst, es möge Ihm die Geduld ausgehen, immer wieder gütig. Jeder andere würde sich einen Abend vornehmen, an dem er dir die Türe weist: es ist jetzt genug. Und jeden Abend öffnet Er die Türe seiner Barmherzigkeit: Komm her zu Mir!

 Nach der Schlacht bei Leipzig hat Goethe, der in Napoleons Person undeutsch verliebt und verloren war, das Wort geprägt: „Der Mensch erfährt, er sei auch wer er mag, ein letztes Glück und einen letzten Tag.“ – Aber der Christ erfährt nie ein letztes Glück und einen letzten Tag. Denn jeden Abend heißt es: „Wo Vergebung der Sünde ist, da ist Leben.“

 Und noch ein Wort: In welcher Christenheit Er mir und allen Gläubigen. Wenn ich jetzt – ich kann es nicht und wenn ich könnte, ich dürfte es nicht und wenn ich es dürfte, ich wollte es nicht – wenn ich jetzt die einzelnen fragen würde: Was dünkt dich um Jesum? so würden die wundersamsten Vorstellungen zutage treten. Denn den allermeisten Christen fehlt es am Katechismusunterricht, die allermeisten leben von Gefühlen und nicht von Kraft. Aber in dem einen würden wir uns alle verstehen: mir und allen Christen vergibt Er täglich die Sünde, und das genügt. Wenn ich einen Menschen treffe, der zu mir sagt: „Jesus