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mehr, denn ich bin im Frieden. Denkt euch, wie müßt ihr euch jeden Tag quälen, ihr Gebildeten, um euch selbst zu beherrschen, ihr Einfachen, um in dieser Selbstbeherrschung fortzuschreiten, ihr alle, um euch selbst zu beherrschen; und all die Unnatur hört auf.

 Ja, was kein Auge gesehen hat, auch an Jesus, und was kein Ohr auf Erden erlauscht hat, das einfache, klare, gute Wort, und was in keines Menschen Herz gekommen ist, das Finden im eigenen Ich, das hat Gott denen bereitet, die Ihn lieb haben.

 Und nun laßt mich am Ende noch einmal sagen, wenn statt alles dessen, was diese Abendstunde vor eure Seele führte, einer käme und sagte: es ist alles Lug und Trug, Sündenvergebung ist Wahn, denn es gibt keine Sünde, Sünde ist nur der Traum einer herrschsüchtigen Pfaffenwelt! – die einfachste Lösung des Problems – und wenn er weiter sagte: es gibt keine Auferstehung, mit dem Tod ist es vorüber, die Flamme verlischt, es ist vorbei, und wer an ein ewiges Leben glaubt, der kann höchstens an ein ewiges Leben der Menschheit glauben, daß es nach 20000 Jahren auch noch Menschen geben wird – wenn einer euch das sagte, dann frage ich euch aufs Gewissen: „Habt ihr darum gelebt, geliebt, gelitten, verzichtet, euch in Zucht genommen, daß am Ende wie ein zerbrochener Krug euer Leben zerfalle und der Inhalt des Kruges in den Sand versickere? oder habt ihr dazu gelebt, daß Er euch endlich einmal annehme, von Dem ihr so viel gehört und gelesen und gelitten, an Dem ihr so viel geliebt und gelobt habt?“ Ich hoffe, ihr werdet sagen: „Mein ganzes Leben ist doch von dem einen Gedanken beherrscht, daß ich Gottes froh werden kann. Meine Seele ist ein einziger Gedanke nach Gott und Gott ist der einzige Gedanke meiner Seele!“ Ich glaube, ich würde antworten, sie sei ein Gedanke Gottes und Gott ein Gedanke der Seele, die beiden müssen zusammenkommen. Und an dem Tage, an dem der Herr Jesus Gottes Hand in meine Hand legt, habe ich meines Lebens Fülle erreicht.