Seite:Hermann von Bezzel - Der 3. Glaubensartikel.pdf/24

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die Welt. Er waltet im Heidentum, indem Er das Heimweh nach dem unbekannten Gott erweckt, die Altäre der heidnischen Götter als große Fragezeichen ringsum errichten läßt, die Gebete zu den falschen Götzen als schließlich dem wahren Gotte vermeinte bezeugt. Er waltet in der Heidenwelt, indem Er die Trauer über den Tod erregt und die Reue über die Sünde, und das Verlangen in den Herzen erweckt, das zu stillen Jesus Christus auf die Erde kommen soll.

 Und Er wirkt in der Welt. Er wirkt das Wollen und das Vollbringen und die Verstockung. Bei denen, die Heimweh haben, wirkt Er die stille Flamme der Liebe zu einer Glut himmelanstrebenden Gebetes: ach, daß Du den Himmel zerrissest und führest hernieder, daß die Unwahrheit vor dir zerflösse.

 Lest die Psalmen, geht durch die Propheten und ihr werdet merken, wie der Heilige Geist hier wirkt. Wenn der Psalmist betet: „Laß mich nicht, und tue Deine Hand nicht ab von mir, mein Gott!“ – (Ps. 27, 9) –, wenn er ruft: „Wende Dich zu mir und sei mir gnädig, ich bin einsam und elend!“ (Ps. 25, 16) – und wenn er bekennt: „An mir ist nichts Gutes!“ – wenn er gelobt, daß er Dank opfern, und Gelübde bezahlen will! (Ps. 50, 15) – das wirkt alles der Heilige Geist. Er wirkt Davids Tränen der Buße und Sauls Tränen der Verzweiflung; Er wirkt Davids Halleluja und den Selbstmord des menschlich größeren Mannes Saul. Er wirkt Absaloms Abfall und Hiobs Geduld und des Satans Hohn über Hiob und Hiobs Sieg alles derselbige Geist. Er wirkt in jeder Seele, in jeder, auch in der deinen, eine ganz bestimmte Stellung zu Gott: entweder ein Verlangen: ach, daß ich wüßte, wo Er zu finden ist und vor Seinem Thron stünde! oder einen tiefinnerlichen Abscheu: ich will es nicht, daß dieser über mir herrsche! Er weckt in der einen Seele den Wunsch: ach, daß es wahr wäre! und in der anderen den Willen, es nie wahr sein zu lassen. Die Sonne, die das Wachs flüssig macht, daß es