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Magd am Waschschaff. Und doch kann auch der Mönch und die Nonne nichts anderes tun, als treu sein. Darum ist die Heiligkeit unserer Kirche etwas so Unscheinbares, lauter Sandkörner, keine Berge, lauter Kleinigkeiten, keine leuchtenden Gestalten. Und doch, wenn man näher zusteht, liegt in der Heiligkeit unserer Kirche größere Kraft. Sie tut ungern, was anderen auffällt, was in die Augen glänzt, was Ruhm verschafft. Aber wenn du einen bösen Gedanken unterdrückst, eine sündige Regung bekämpfst, einen bitteren Gedanken von dir weisest, sieht und weiß es niemand, aber Gott weiß es und rechnet es dir als Heiligkeit an. Wenn du einem Armen ein hartes Wort gibst, das weiß kein Mensch, vielleicht spürt es der Arme nicht einmal selbst, aber Gott rechnet es dir an als Mangel an Heiligkeit. Wenn du Leute, die sich in ihrer Not an dich wenden, fortschickst, weil du keine Zeit hast – du, keine Zeit, du, für den Jesus eine Ewigkeit opferte – dann sollst du wissen: Die Leute gehen dahin, sie klagen vielleicht gar nicht über dich und deine Abweisung, sie sind’s schon gewöhnt, aber der Herr Jesus steht vor der Türe der Kirche und vor der Türe deines Lebens, wenn es hinausgeht in die Ewigkeit und spricht: „Weil du für meine Armen keine Zeit hattest, habe Ich für dich keine Ewigkeit mehr.“ Das ist Heiligkeit.

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 Ich glaube eine, heilige, apostolische, allgemeine und ewig bleibende Kirche. Eine apostolische Kirche, nicht wie die Irvingianer wähnen, die vor jetzt 60 Jahren auch hier in München Eingang hatten und in Kreisen treuesten Bekenntnisses nicht durchschaut wurden, nicht, wie diese glauben, daß apostolische Zeiten und apostolische Gaben und apostolische Kräfte und apostolische Männer wieder der Kirche geschenkt werden; nein, der Frühling der Kirche kommt nimmermehr. Aber sie ist doch apostolische Kirche; denn ich trete, obwohl ich ein armer Mensch bin, in unmittelbaren Zusammenhang mit dem Apostel Paulus. Was seine Kraft war, ist die meine, was in seiner Schwachheit sich