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dringen und klingen Töne der alten Kirche zu uns herüber, das sind Gebete des Chrysostomus. So, wie wir jetzt von den Gebeten und Liedern unserer Väter, von ihrer Weisheit und Liebe leben, wie wir unter dem Schatten der Bäume wandeln, die andere gepflanzt haben, so glauben wir eine ewig bleibende Kirche. Was wird das einst für eine Größe an Seligkeit werden! Wie viel Seligkeit glaubt ihr nun schon zu bedürfen, bis ihr mit eueren Lieben, die vor euch hingegangen sind, die Gedanken über das austauscht, was sie selig, froh und heilig gemacht hat! Ich meine, wenn nur jeder Einzelne einmal in der oberen Heimat seine Sterbestunde den andern erzählt, wird’s schon eine unermeßliche Freude sein. Das Finale, der Ausgang des Berichtes wird immer sein: Ehre sei Gott in der Höhe!

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 Und ich glaube eine Gemeinschaft der Heiligen. Das Wort wird in zweifacher Weise erklärt und so will ich es auch der Gemeinde dartun: Gemeinschaft am Heiligen und Gemeinschaft der Heiligen. Ich glaube eine Gemeinschaft am Heiligen: Am Wort Gottes, an den Sakramenten, am Lied und Gebet, an der Geschichte der Kirche. Es ist doch etwas Wunderbares, daß so viele Menschen an einem einzigen Menschen wie Paulus oder Luther teilhaben. An einem Goethe oder Schiller haben Gebildete teil, an einem Wagner etliche Musikverständige, an einem Bach, Händel, Reger etliche, die besonders in der Harmonielehre und im Orgelspiel bewandert sind. Aber an Paulus oder Luther haben viele Tausende teil. Gemeinschaft am Heiligen: An der Vergebung der Sünden, am Trost im Tode, Gemeinschaft ewiger Interessen. Seht, alle anderen Gemeinschaften, alle anderen sind Gemeinschaften vorübergehender Interessen: Der Landsmannschaft, der Freundschaft, der Nachbarschaft; diese treten aber alle allmählich zurück. Wenn der Mensch älter wird, werden die Eindrücke der späteren Lebenszeit mächtiger und legen auf die Eindrücke der Jugend einen Schleier wie eine Staubschicht.