Seite:Hermann von Bezzel - Der 3. Glaubensartikel.pdf/55

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Später, im hohen Alter, mögen dann wohl manchmal wieder Rück- und Einblicke in die Jugendzeit auftauchen. Diese äußeren Gemeinschaftsverhältnisse aber schwinden. Ich kann mir kein einziges Gemeinschaftsverhältnis denken, das nicht immer wieder von Zeit zu Zeit erkaltet. Sehr fromme Eheleute haben mir schon gesagt: Wir müssen immer wieder von neuem aneinander glauben. Dagegen die Gemeinschaft am Heiligen wächst von selbst. Jede Gebetserhörung, jede freundliche Fügung und Führung, das Kreuz auf dem Wege bringen zusammen.

.

 Ich glaube eine Gemeinschaft von Heiligen und darum glaube ich – und damit laßt mich heute schließen – eine Gemeinschaft der Heiligen. Wir tragen unter und an den Verstimmungen schwer; aber es würde keine Verstimmung geben, wenn nicht im tiefsten Grunde doch eine Einstimmigkeit wäre. Alle Verstimmungen sind nur Karikaturen der Einstimmigkeit. Wenn wir oft hineinsehen in die kleinen Unebenheiten und Mißverständnisse, in alle Zerwürfnisse und Zerrissenheiten, bleibt es doch an dem: Würden diese Menschen nicht doch einen Weg und ein Ziel haben, so würden sie nicht auf dem Wege zanken; auf verschiedenen Wegen zankt man nicht, sondern nur auf einem. Ich glaube trotz allem eine Gemeinschaft der Heiligen. Was ist es nur allein Großes um die Gebetsgemeinschaft! Wenn jetzt um diese Abendstunde, um die Zeit des Gebetläutens, durch meine Seele der Gedanke zieht: Wie du jetzt betest, so knieen viele ungesehen und beten mit dir! Was ist das für ein wundersamer Gedanke! Wenn in der Passionszeit im Frankenlande am Freitag um 11 Uhr von allen Türmen die Scheidung geläutet wird, die große Erinnerung an das bittere Leiden des Herrn, wenn nun durch alle Dörfer und Städtlein den ganzen Gau hinauf und hinab ein Klang und ein Bekenntnis lebt und zieht, so ist das Gemeinschaft der Heiligen. Und diese Gemeinschaft wird in der Welt der Zerrissenheit nicht geringer, sie