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wird nur verborgener. Es hat Zeiten gegeben, wo sie mehr zutage trat; ich erinnere an jene wundersamen Begegnungen J. M. Sailers mit Stolberg, Lavater, Jung-Stilling oder an die Zeit, als Steinkopf aus London herüberkam und 1804 die Bibelgesellschaft gründete. Damals ging diese Gemeinschaft mehr nach außen, das kommt nimmer, aber geringer ist sie seitdem nicht geworden.

 Wenn mir, was einem auf der Reise noch begegnen mag, jemand gegenübersitzt, ein neues Testament herauszieht und liest, mich ansieht und in meinen Augen die Gemeinschaft des Glaubens erschaut, wenn ich mitten im Weltgetriebe Menschen finde, die mit mir denselben teuren Glauben und dasselbe Hoffen überkommen haben, ist es Gemeinschaft der Heiligen. Ihr seht, der dritte Glaubensartikel führt in die allerinnerlichsten Beziehungen von Mensch zu Mensch ein. Der Mensch stirbt und lebt an seiner Umgebung. Er stirbt an seiner Umgebung, wenn sie von ihm nimmt. Er stirbt an der Umwelt, die er nur für sich will, und er lebt von der Umwelt, für die er sich gibt. Je mehr ein Mensch den Mut hat, Kraft und Zeit, Leben und Lebensfreude denen zu geben, die mit ihm auf dem Wege sind, desto mehr lebt er, indem er gibt, und desto mehr empfängt er, indem er lebt. Gott schenke euch und uns die Gemeinschaft am Heiligen, eine kraftvolle, lebensstarke Hoffnung, die Grab und Tod überdauert, eine ernstliche Bereitung auf die Tage, die uns nicht gefallen, ein herzliches Verlangen nach ewigen und bleibenden Gütern und lasse uns nie allein im Kampfe, allein in der Siegesfreude erfunden werden. Denn „einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“ (Gal. 6, 2), des Herrn, der durch Seinen heiligen Geist eine heilige, apostolische, allgemeine, alles überdauernde Kirche gestiftet und mich würdig gemacht hat, in dieser Kirche zu dienen.

Amen.