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Psalm 93. 
„Ich glaube eine Vergebung der Sünden.“


 Die Gemeinschaft der Heiligen haben wir in der letzten Erbauungsstunde miteinander behandelt, wie sie eine Gemeinschaft ist, die von oben auf die Erde herab – und von der Erde zum Himmel hinanreicht, und wie sie eine Gemeinschaft am Heiligen darstellt. Alle Verbündnisse auf Erden tragen etwas Unwahres an sich; man verspricht sich ewige Treue und kann sie nicht halten; man gelobt sich, einander zu tragen und sündigt gegeneinander und miteinander und aneinander; man will sich gegenseitig nicht enttäuschen und täuscht sich doch, man zweifelt und verzweifelt. Aber das Bündnis, das wir mit dem heiligen Gott an Seinem heiligen Worte schließen, wird immer fester, stärker und verlässiger, je mehr das Leben von dem Worte zehrt. Denn weil du täglich erfährst, wie wahr Sein Wort ist und wie Er dem die Treue hält, der auf Ihn sich verläßt, und wie Er nicht von dem weicht, der zu Ihm steht, darum wird die Verbindung immer stärker. Es geht vom Glauben ins Schauen und wieder ins Glauben. Was man erfahren hat, stärkt den Glauben an Kommendes, und was das Kommende bringt, bewährt und beweist den Glauben an Vergangenes.

 Ich glaube eine Gemeinschaft am Heiligen.


I.

 Das Heiligste aber, das wir gemeinsam brauchen und gemeinsam haben, ist Vergebung der Sünde. Vor hundert Jahren – es war 1817 – hat Claus Harms, erster Geistlicher in Kiel, 95 Thesen, ähnlich denen Luthers, eine bittere Arznei gegen den Unglauben jener Tage, herausgegeben. In diesen Thesen