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geht mit bis in die Todesstunde, freilich bei nicht wenigen Menschen als das Bleigewicht, das sie umso sicherer in den Abgrund zieht. Keine Macht der Hölle kann die Taufgnade wegtun; und wenn der ganze Hohn des 20. Jahrhunderts und alle geistreichen Leute und alle Spötter und Skeptiker zusammentreten und höhnend fragen: „Wie kann Wasser solch große Dinge tun?“ Die Antwort würde immer lauten: wo jemand getauft ist, da hat er Christum angezogen. Noch einmal sei es gesagt: die Gnade bleibt. Aber die Gnade ist viel mehr Menschen zum Verderben als zum Segen. Die Gnade ist für etliche das Mittel zum Flug in die Heimat und für die mehreren das beschwerende Gewicht zum Sturz in den Abgrund. Je mehr jemand empfängt, desto mehr verpflichtet ist er. Und je mehr jemand verpflichtet ist, desto mehr ist er beschwert. Wen die Gnade nicht rettet, den richtet sie. Aber noch einmal, für alle ängstlichen und bangen Gläubigen sei es gesagt, was einst jener Klosterbruder zu Luther sprach: „Doktor, seid ihr denn nicht getauft?“

 Wenn in deinen schlaflosen Nachtstunden, auf deinen einsamen Gängen an die Gräber, in die Erregung des Gedankens an deine Todes- und Sterbestunde die bange Frage sich dir aufdrängt: ach, vielleicht bin ich auch unter den Verlorenen? dann halte dem Feinde deiner Seele, der dieselbe ja doch nur für sich gewinnen und sie nie zu Jesus kommen lassen will, das eine Wörtlein vor:

Satan, laß dir dieses sagen:
Ich bin ein getaufter Christ!
Und damit kann ich dich schlagen,
Ob du noch so grausam bist.

Das sind keine Kindermärlein, das sind Tatsachen unseres Glaubens. „Wo Vergebung der Sünden ist“, sagt Luther, „da ist das Himmelreich mitten unter den Wettern“. Himmelreich