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Petrus an (Luk. 22, 61). Das war aber nicht eine Erinnerung an die Sünde, sondern eine Erinnerung an die Vergebung. „Daß du schamrot werdest und deinen Mund nicht auftun mögest, wenn du siehst, daß Ich dir alles vergeben habe“. (Hes. 16, 63.)

 Aber eine Frage quält dich: Wenn der Diener der Kirche recht predigt und dir versichert, daß deine Sünde erstlich vergeben, zum andern aber vergessen sei, wie steht es dann nun aber mit den Folgen der Sünde? Es ist vielleicht jemand unter uns, der einen geliebten Sohn hat. Der Sohn hat durch ausschweifenden Lebenswandel, vielleicht durch starkes Trinken, seine Jahre zerstört. Er ist dann in sich gegangen, und der Herr hat ihm die Sünde gnädig erlassen und sie vergessen. Werden aber die Folgen seiner Trunksucht damit auch aufgehoben? Wird der bußfertige Trinker oder der reuige Verbrecher auch von den Folgen seiner Sünde frei? Das ist uns nirgends gesagt.

 Wer aber seine Seele ein wenig kennt, weiß, wie gerne man die Folgen trägt, wenn nur die Ursache verziehen ist. Wie manches Kind hat, nachdem die Mutter ihm verzieh, um eine Züchtigung gebeten. Es braucht der Mensch die Strafe, aber diese ist dann nicht mehr Schuldstrafe, sondern Leidensheimsuchung. – Ach, wenn jemand weiß, daß ihm seine Schuld vergeben ist, trägt er auf Erden manche Folgen derselben und spricht:

Soll’s ja so sein,
Daß Straf’ und Pein
Auf Sünde folgen müssen,
So fahr’ hie fort,
Nur schone dort
Und laß mich hier wohl büßen.“

Wunder geschehen zuweilen auch freilich hier; Krankheitsprozesse hat der heilige und treue Arzt schon manchesmal in Genesungsprozesse verwandelt. Schwere Folgen, welche die Ärzte