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schon voraussagten, schwere Schäden für das bürgerliche Leben, die der Richter wohl prophezeite, hat Gottes Treue in Freundlichkeit gekehrt. Aber in der Regel freilich bleiben die Folgen nicht aus, sie bleiben, aber nicht mehr als Last, sondern als Trost.

 Meine Christen! In einem sind wir alle eins: In der Sünde, die uns allen täglich anklebt und die uns träge macht, die sich in alle unsere Gelenke einsenkt, die all unsere Gedankenwelt bestaubt, in unser Innenleben sich eindrängt und all das unsere verderbt. Möchten wir auch in dem andern eins sein, daß wir immer schärfere Augen für unsere Sünden bekommen und immer lichtere Augen für unseren Heiland, der die Sünde vergibt und das Unrecht vergißt.

 Laßt uns alle in die Taufgnade zurückkehren, in die wir uns hüllen wollen, wenn es zum Sterben geht, in der wir uns finden lassen wollen, wenn alles uns verläßt, mit der wir uns trösten wollen, wenn kein Trost mehr verfängt.

 Laßt uns aus der Gewißheit der täglichen Vergebung, die jeden Abend das Kreuz umfaßt und vom Kreuz Kraft empfängt, freudig unseres Weges gehen! Mit der immer wieder erfahrenen Gabe der Rechtfertigung wächst die Aufgabe der Heiligung, aber auch die Kraft für sie. Man wird frömmer, je sündiger man wird; man wird treuer, je ärmer man wird. Und mit der Erkenntnis der Sünde wächst die Liebe zur Reinheit.

 Der Herr schenke endlich euch und mir ein freudiges Christentum, das da auf Den wartet, Der da mit einem einzigen Blick unser ganzes Leben übersehen und mit einem einzigen Wort unser ganzes Leben in Freude und Wonne verwandeln kann. Vergebens! So bekennen wir. Nicht wert! So gestehen wir. Und Er spricht und bezeugt: Vergeben. Es ist alles neu.

 In den Maitagen des Jahres 1518 hat Luther unter seinen Ordensbrüdern der Universität Heidelberg 40 Thesen verfochten;