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meinem Leib tun, was ich will, ich kann ihn vernachlässigen, schwächen, zugrunde richten, ihn zum Sklaven der Sünde entwürdigen, in den Schmutz der Lüste hinabziehen! sagt der Apostel: „Ihr seid nicht euer selbst“, (1. Kor. 6, 19.) Und denen, die ihr Leben zu hoch schätzen, zu sehr lieben, sich auf ihren Leib zu sehr verlassen, in ihn verliebt sind und ihm ganz vertrauen, sagt er: „Euer Leib ist ein Tempel des heiligen Geistes!“ (1. Kor. 6, 19), aber nicht der Heilige Geist selbst. Indem Gott den Leib schuf und für ihn sorgt, hat Er seine Hochschätzung uns schon gelehrt.

 Aber noch ein Drittes kann die christliche Gemeinde nicht vergessen. Der Leib, den ich trage, der Leib mit seiner Lebendigkeit, mit seiner Tragkraft und seiner Müdigkeit, der Leib, dessen Übelbefinden auf meine Seele wirkt und der von meiner Seele beeinflußt wird, ist derselbe, den mein Herr Jesus getragen hat. Dadurch wird unser Leib in eine besondere, neue Würde hinaufgehoben, daß das ewige Wort Gottes Fleisch ward – „gleich als ein anderer Mensch und an Gebärden als ein Mensch erfunden“ (Phil. 2, 7) – daß es von den Kümmerlichkeiten des Leibeslebens: Hunger und Durst, Frost und Hitze, von der Dürftigkeit einer ins Leibesleben gebannten Kreatürlichkeit abhängig war, das ist das Große. Dieser Todesleib ist jetzt Jesu Ehrenkleid. Jetzt trägt Er ihn im Gegensatz zu Seinem Vater, der keinen nach unserer Art sichtbaren Leib hat, Er trägt den Menschenleib nun in Seiner ganzen Herrlichkeit und Schöne. Jetzt trägt Er einen, Sein ganz verklärtes göttliches Wesen aufs wirksamste und deutlichste ausprägenden und ausgestaltenden Herrlichkeitskörper.

 Sollte, so fragen wir nun, nachdem Er ihn geschaffen, für ihn gesorgt, Seinem Sohn ihn gegönnt hat, sollte nun der Leib im Grabe für immer zerfallen? Zwar die Verwesung, vor der wir uns so fürchten, erleben wir alle zehn Jahre einmal. Von den Stoffen, aus denen unser Leib vor zwölf Jahren bestand, ist jetzt gar nichts mehr übrig, sie sind verwest und erneut. Dein jetziger