Seite:Hermann von Bezzel - Der 3. Glaubensartikel.pdf/76

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Verklärung – sei es in Verklärung der heiligen Gottesliebe oder in der Verklärung des heiligen Gotteszornes; in der Verklärung der Wahrheit auf jeden Fall. Der Gläubige, der Heimwehernste, der Verlangende, der Ringende, der Betende, der Bittende: „Ich glaube, lieber Herr, hilf meinem Unglauben“ (Mac. 9, 24) wird den verklärten Leib der Freiheit, der Lauterkeit und Reinheit bekommen. Kein Zug wird in diesem Leibe mehr sein, der dich beschämte, keine Miene, die dich verklagte, keine Gebundenheit wird mehr sein, so daß die Seele sich nicht zum Ausdruck brächte, kein Mangel, kein Zuwenig wird mehr sein, sondern volle Harmonie des Tempels und des Heiligen Geistes, ein voller, friedsamer und freudenreicher Einklang des verklärten Gesamtlebens.

 Und die dahin sind ohne Gott, ohne Frieden, mit dem Fluch auf den Lippen, mit dem Hohn im Herzen, mit der Verbitterung gegen die gewaltige Macht des Todes, der ihr Leib erlag, die werden droben den mit der Heiligkeit des Zornes verklärten Leib tragen; denselben Leib wie auf Erden, nur mit all den Leidenschaften, die auf der Stirne lodern, die auf den Lippen brennen, die aus den Augen leuchten, mit all den Zerrissenheiten und Gottesfernen, die das Leben vergiften und verzehren.

 Ich glaube eine Auferstehung des Leibes und ein ewiges Leben. Ich könnte ja mit dem Wenigen, das ich zu sagen habe, hinweisen auf das, was am Sonntag Cantate von mir einer Gemeinde zu sagen versucht ward. Ich könnte hinweisen auf das heiße Verlangen nach ewigem Leben in den Herzen derer, die die Ewigkeit nicht kennen. Das Verlangen nach ewigem Leben bei den Enttäuschungen dieses Lebens ist selbst der Beweis für dasselbe. Daß Menschen des Staubes an ein ewiges Leben denken, daß Eintagsfliegen hoffen, einmal einen ewigen Tag zu erleben, daß Menschen von Sterblichkeit reden, weil sie eine Unsterblichkeit ahnen, dieser Hohn des Sterblichen