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Die Züge, die man sich als die liebsten Züge ins Herz gesenkt hat, die Züge der teueren Eltern, die Züge verehrter Lehrer, die Gesichtszüge bedeutender Menschen, die werden auch in der andern Welt, nur in verklärter Weise hervortreten. Ihr bemerkt es ja selbst; so sagt ihr von manchem: Ich kann mir jetzt den Menschen nicht mehr vorstellen! Es sind euch eben dessen Züge, seines Todesleibes eigene Züge, in Vergessenheit geraten, weil sie euren Sinnen sich entzogen. Gott aber wird nach diesem Leben die Leiber vollenden, jeden nach Lage und Los seiner Seele. Der Leib einer freigesprochenen und in der Vergebung der Sünde heimgekehrten Seele wird droben in der Glorie der Verklärung allen erkenntlich und erkennbar sein eben als der Leib, der hier auf Erden noch die Züge des Leidens und der Knechtschaft trug. Und der Leib eines Menschen, der ohne Vergebung, ohne Frieden, ohne innere Stellung zu Jesus dahingegangen ist, wird in der Ewigkeit das traurige Abbild innerer Zerrissenheit tragen. Denn das ist die Gerechtigkeit bei Gott, daß sich die Verklärung einerseits und die Verwerfung andererseits in dem Auferstehungsleib ausgestaltet. Versteht mich recht: Aus den Stoffen, in die mein Leib zerfällt, aus der Erde, die sie vielleicht zerstreuen werden – in dreißig Jahren sind diese Verwesungsprodukte nicht einmal chemisch mehr nachweisbar –, aus diesen wenigen Bestandteilen meines Todesleibes wird Der, Der die Welt aus dem Staube rief, meinen Vollendungsleib herstellen. Es herrschen gleichsam zwischen Leib und Seele geheime Beziehungen. Der Auferstehungsleib wird seine Seele suchen und die Seele auf ihren Leib hinstreben. Es ist eben der Kontakt, der nur unterbrochen, aber nicht aufgehoben war. Es ist die geheime Beziehung: Diese beiden gehören auf ewig zusammen; man nennt das Identität des Auferstehungsleibes mit diesem Leibe. Es wird kein neuer Leib, sondern dieser Leib wird neu. Wir bekommen keinen anderen Leib, sondern den Leib, den wir jetzt tragen, in Verklärung. In