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 Ist nun der Auferstehungsleib derselbe Leib, den ich jetzt trage? Ja und nein! Nein, es ist nicht der Leib der Schwachheit und der Krankheit: Der arme Blinde wird in der Heimat nimmer blind sein. „Alsdann werden der Blinden Augen aufgetan und der Stummen Zunge wird lobsagen.“ (Jes. 35, 5 u. 6.) Nein, der sterbliche Leib mit seiner Verunehrung, die die Sünde ihm ausgeprägt hat, mit seiner Dürftigkeit, seinen kleinen und großen Leiden, mit der Beschränkung, die er uns auflegt – die Seele möchte arbeiten und der Leib ist zu müde –, das fällt weg. Nein, der Leib der Dürftigkeit und Schwachheit, ach, der Leib, der uns oft so schwer bedrückt, weil er uns hinunter in die Alltäglichkeit des Leidens zieht, der wird aufhören. Wer freilich seinen Todesleib, auf den er unendlich viel Zeit und Mühe gewendet hat, so liebt, daß er ihn auch in der Ewigkeit haben will, der soll ihn haben, er soll ihn ewiglich haben, diesen Todesleib, geschmückt und geschminkt; den betrogenen und betrügenden Leib kann er dann genug tragen in der Ewigkeit. Alle die Modetoren, die unseligen, welche für ihres Leibes Pflege, Schöne und Gestaltung den letzten Rest von Anstand und Geschmack noch opfern, die können mit dieser Karikatur eines Menschenleibes auch in der Ewigkeit weiter haushalten; das wehrt ihnen niemand.

 Wer aber unter des Leibes Bürde hier auf Erden schwer trägt – ach, ich habe noch so viel zu arbeiten! und der Leib sagt: Ich kann und will nicht mehr! Ach, ich habe noch so einen großen Weg vor mir und der Leib sagt: Ich vermag’s nicht mehr! – wer unter dem nahenden Alter leidet, daß seine Schaffensfreude nicht mehr zum Ausdruck kommen kann, der soll wissen: Nicht derselbe Leib und doch derselbe Leib.

 Glaubt ihr, daß der Auferstehungsleib so ganz anders ist wie der Todesleib, daß man ihn gar nicht mehr erkennen wird? Glaubt ihr, daß der Leib der Verklärung so ganz anders geartet und gebildet sein wird, als der Leib, den ihr jetzt tragt? Keineswegs