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Glaube in mir erweckt; Er hat mich mit Grauen meine Sünde erkennen lehren und mit Freuden meinen Heiland finden lassen. Er hat mich zuerst hinein in den Abgrund blicken heißen, den ich tausendmal verfluchte, und dann hat Er mich an der Hand genommen, wie man ein armes, in der Irre gehendes, ganz müdes und wundes Kind an der Hand führt, hat mich in die Herberge gebracht und dann zu Jesus gesagt: pflege sein! Er hat mich geheiligt; nicht die tote Rechtgläubigkeit, nicht den korrekten Kirchenglauben, nicht dogmatische Korrektheit heiße ich geheiligt sein, sondern es ist das Verlangen der Seele, von sich los zu werden.

Ach, wer gibt mir Taubenflügel,
Daß ich noch zu dieser Frist
Eile über Tal und Hügel
Hin, wo mein Erlöser ist!

 Das hat der heilige Geist getan. Er hat einen Paulus dahin gebracht, daß er sagen konnte: „Was mir Gewinn war, das habe ich für Schaden geachtet.“ (Phil, 3, 7.)

 Er hat einen Augustinus dahin geführt, daß er nicht mehr suchte ins Allgemeine, sondern am Kreuze seinen Heiland. Er hat unserm Luther seine Heiligkeit, seine Gerechtigkeit, seine Echtheit, seine Nüchternheit, seine, auch von dem Feinde nie angetastete Lebensreinheit geschenkt, damit er allein in Christo rein wurde. Das nennt man im rechten Glauben geheiliget.

 Warum heißt es: Der rechte Glaube? Weil es der Glaube ist, der den Menschen aufrichtet. Der Glaube an mich beschwert, belastet, erschüttert, macht aber auch hochmütig; der Glaube an Ihn macht aufrecht. Solange du an dich und deine Vortrefflichkeit glaubst, bist du aufrecht, aber wie eine taube und leere Ähre, der Blitz wird dich treffen und die Flamme dich verzehren. Wenn du aber zu Jesus dein Haupt emporhebst, weil