Seite:Hermann von Bezzel - Der Beruf der evangelisch-lutherischen Kirche zum Amt der Diakonie.pdf/122

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so viele Jahre lange Zwistigkeiten, die feinsten Nuancierungen der Feindschaft sich finden. Man ist erstaunt, welche Abstufungen von Gegnerschaft sich zeigen. Man sieht hinein in eine Menge von allen möglichen Regungen und Gedanken. Ach, daß es besser würde; denn hier muß es besser werden. Gott wolle gnädig alle Antiphathieen aus dem Herzen reißen. Er verleihe diesem Hause, daß die bittere Wurzel schwinde, auf die nur ein Hauch des Neides oder der Mißgunst fallen darf, um sie zu unheimlichen Blüten ausreifen zu lassen. Neid, Mißgunst, Eifersucht, die Ehre abschneiden, den Rang sich ablaufen, das sind Sünden, die unter sich Heiligenden zwar vorkommen, aber erkannt, bekannt und bekämpft werden müssen. Man muß sich jedoch hüten, allzu pessimistisch die Frage zu behandeln. Für uns wollen wir pessimistisch sein, im Aufblick zu Ihm alles hoffen. Er möge uns den Weg Seiner Gebote wandeln lassen, Sein Gebot ist Liebe. Wie wäre es, wenn der Herr auf einmal, durch eine einzige Tat, alle Decken und Hüllen wegreißen würde, und nun die Gesamtzahl dieser Genossinnen in ihrer wahren Gestalt stände. Menschen könnten das nicht ertragen, unser Herr erträgt es täglich und stündlich und weiß auch unter den unheimlichsten Regungen die Regung noch zu finden, die Ihm gilt. „Darum seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ Ja, wir würden vergehen, wenn mit einem Schlage der Herr alle die verschiedensten Gedanken offenbaren würde, und vor Ihm liegen sie alle da, klar da, und Er hofft doch noch. Hoffen Sie auch für Ihre Genossenschaft, solange als dieselbe sich gründet auf das Wort Ihres Herrn. Sie müssen daran festhalten, daß Sein Wort, die rechte Lehre über alles von Ihnen muß hoch gehalten werden. Das sind die rechten Pflichten gegen die Genossenschaft. Und die Freundschaft sei so, daß die Freundin das Gewissen der andern sei, sie liebend, trotz der Sünde! –

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 Der Herr verleihe, daß Ihre Stellung zum Mutterhause und unter einander vor Ihm bestehen möge und von Ihm täglich geheiligt werde. Warum wollten Sie