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7. Stunde.
Donnerstag Früh.

Gebet: Schenke, o Herr, allen denen, die, Dir zu dienen, herzliches Verlangen tragen, daß Du sie gewiß machst Deiner sie stärkenden Gnade, daß Du über ihrem armen Wollen gnädig sein und über ihrem schwachen Tun immer wieder erbarmend Dich erweisen mögest, und verleihe, daß sie dermaleinst bei Dir zu ewigem Danke sich finden mögen. Amen.


 Nicht so ist es, daß die einzelne Persönlichkeit Dienerin Jesu Christi wird, weil sie Diakonisse geworden; sondern weil sie Dienerin Jesu Christi war, wurde sie Diakonisse. In diesem ungemein einfachen Satz liegt der Unterschied von den Bewegungen der beiden andern Kirchen. Weil die einzelne Persönlichkeit Christo dienen mochte und diente, wurde sie Diakonisse und wählte auf Seinen Ruf diese nicht höhere sondern speziellere Art des Dienens. Nicht erst als sie Diakonisse wurde, diente sie dem Herrn. Jene Möglichkeit des Lohnes des sonderlichen Dankeserwerbs seitens des Herrn, wie sie die römische Kirche aufzeigt in der Befolgung von „evangelischen Räten,“ kennt unsre Kirche nicht. Und jenen lohneifrigen Zug, der sich in die ernste und treue Arbeit der reformierten Kirche mischt, kennt unsere Kirche auch nicht. Ihr ist es darum zu tun, zu danken. Und im Dank hat noch niemand etwas Verdienstliches, sondern nur Freude gesehen. Es ist also keineswegs an dem, daß die einzelne Persönlichkeit durch die Genossenschaft erst