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tremendum (Bernhard v. Clairvaux), das nur im Schutz und Schatten der Seelsorge Jesu Christi und in der Befolgung seines Rats und Beispiels ausgerichtet werden kann. Es scheint nun ein äußerlicher, ja fast unwürdiger Weg zu sein, wenn man, um Jesu Vorbild recht ins Auge nehmen zu können, seine Selbstaussagen und die Worte der Apostel sammelt, in denen vom Amte gehandelt wird. Und doch führt, wie man glauben darf, die statistische Erhebung zu einer gewissen Sicherheit des Urteils, die das ins Herz genommene Bild Christi entweder bestätigt oder korrigiert.

 Die antike Welt ist, wie August Boeckh richtig sagt, die Welt ohne Liebe, darum auch ohne Dienst, in dessen geringster und unscheinbarer Art die Würde des Lebens liegt. Der Ethiker des Altertums weiß nur den Dienst – nicht die λειτουργία, aber die θρησκεία und δουλία als Werk eines ὄργανον ἔμψυχον einzuschätzen. Wie wir in Hand und Fuß unsere Seele legen, so ist der Diener ein Werkzeug, dem Seele innewohnt, nicht in freiem Entscheid zum Dienste befähigt noch eines freier Entscheidung bedürftigen fähig. Und der Mut zum Dienen ist, wie derselbe Ethiker seinem königlichen Zögling einprägt, nicht des Menschen würdig, sondern dem Tiere angemessen. Nie dringt aus der dumpfen, müden Welt der dienenden Seelen ein Freudenruf, der andere zu ihnen lockte, hervor, so arm ist ihr Los, daß es nur vom Schattendasein in der Unterwelt überboten werden kann, wo die lebensunkräftigen Gestalten hausen.

 In diese Welt dringt überraschend und erschreckend der Ruf von der Hoheit des Dienstes. Der Gott, der