Seite:Hermann von Bezzel - Der Dienst des Pfarrers.pdf/11

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aus unerfindlicher Willensrichtung, in unverständlicher Entscheidung zum Gefäß seiner weltverneuenden Gedanken nicht das Volk des Denkens noch des Sinnens, nicht das der Kunst und des ordnenden und bestimmenden Willens, sondern das Volk erwählt hat, „des man Greuel hat“, der an den Werken der Pyramiden und der Tempel, der Gerichtshäuser und Waffenplätze vorüberging, um in armselige Hirtenzelte einzukehren, hat mit dieser Wahl für das unscheinbare und unedle Wesen entschieden und in heiligem Vorgang seiner Kondeszenz das Dienen erwählt. „Siehe, mein Knecht,“ so klingt es aus der alttestamentlichen Prophetie in die aufmerksam lauschende Umwelt hinaus. Dieser Knecht wird nicht streiten und auf der Agora sich hören lassen, ein wortmächtiger Rhetor und gedankenreich blendender Sophist, er wird nicht mit Menschen- noch mit Engelzungen auf den volksbelebten Straßen seine Weisheit anpreisen noch zu Schlacht und Sieg mit weithintragender Stimme rufen, aber er wird aus Liebe zum Dienst das Leiden der Liebe auf sich nehmen und zu dem gebrochenen Baume, zur geknickten Seele sich niederneigen, die von seinem Tritte den Tod erwartet und von seiner Hand das Leben empfängt, und dem armen verhauchenden Licht sich zuwenden, das von seinem Hauche das Letzte fürchtet und das Beste zu neuer Flamme erhält. Er wird dienen, wo nur Verlangen die Bedürftigkeit bezeigt, während er herrscht, wo man seinen Dienst abwehrt. „Siehe mein Knecht!“ Als ob Gott selbst überrascht wäre, klingt der Jubelruf über das Bild, das ihm gleich ist, in eine Welt