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der Karikaturen, da „nur der Weise König“ und Königsein allein menschenwürdig ist. Abgelöst von der Doxa der Heimat, selbstwillig geschieden von der Würde und Weihe des Gottseins, ist Jesus Knecht geworden, um Herr zu sein, hat sich „mit der Armut vermählt“, um reich zu machen hat das Unbegreifliche zur Wirklichkeit und das Unfaßliche zum Wesen der Dinge erhoben und den verunstalteten und verzerrten, ihres eigentlichen und bezeichnenden Gehaltes beraubten und verarmten Worten wieder ihren ursprünglichen Reichtum zurückgegeben. Unter Wörtern ward das Wort Fleisch, damit sie echte, volle, klare Worte und Werte würden. Lauter Knechtestum an sich und in sich betrachtet ist es größte Majestät und Kraft, die Wirklichkeit zur Wahrheit zurückzuführen, indem sie von der Lüge in ihr gelöst und erlöst ward. Nichts war so gering, daß es nicht den Knecht Gottes eben um seines Unwertes willen angezogen hätte, nichts so entlegen, daß er es nicht aufgesucht und auf sein Leid wie seine Trostbedürftigkeit angesprochen hätte, also daß der Evangelist, der die πτωχεία τοῦ πνεύματος die sich niederbeugende Gewalt des Jesusgeistes an sich selbst zu bleibender Freude erfahren durfte (Matth. 9, 9), zweimal der Verwundertheit, welche durch den Zusammenklang von Weissagung und Wirklichkeit herangerufen wird, Ausdruck gibt (Math. 8, 17 und 12, 18). Als die Mühereichen und Leidensvollen, die Geängsteten und Zerschlagenen zu Jesu kamen, hat nicht das Heilungswunder, sondern die Wunderart ihm das Herz gewonnen. So heilt nur Ein Arzt, der sich mit Leid und Angst und Not zusammenschließt, als ob er