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und kann auch Gewinn für sie sein, wenn der Pfarrer überall begehrt wird, andrerseits wird sie ihm bedeuten müssen, genau zu fragen, wo die Grenze anhebt. Und diese Grenze lieber enger als zu weit zu ziehen, ist gewiß wohlgetan.

 Überall, wo an Stelle des Pfarrers ebensogut und noch besser ein andrer wirken kann, soll er sich ferne halten, also von politischen wie humanitären Vereinigungen, von denen, die künstlerischen Bestrebungen huldigen, wohl auch von den rein sozialen. Es bleiben ja dann noch Besprechungen genug übrig in Diakonissen- und Brüderangelegenheiten, in Fragen der Innern Mission, in Kirchenbauvereinen, in den Vereinen zur Unterstützung der Glaubensgenossen, den Missionsvereinen, den Arbeitervereinen. Kurz, wenn kein Abend mehr dem Pfarrer für sein Haus, Amt und Herz gehören soll, dann ist er übel beraten und seine Gemeinde mit ihm. Gewiß zeigt sich nicht nur der Meister in der Beschränkung, aber noch weniger in der Schrankenlosigkeit. Es ist kein biblisches, aber ein wahres Wort: πᾶσιν ἀδεῖν καλεπόν. Und das Vielerlei zieht von der Stille ab, welche die Ruhe sucht.

 5. Mit Vorbedacht ward der Kirchenvorstand ans Ende gestellt, obgleich er so bedeutsam ist, daß er füglich nicht zu den peripherischen Amtsverpflichtungen gezählt werden darf. Man wird zugeben dürfen, daß die reichlich sechzig Jahre, welche Bayern wenigstens diese freilich nicht genuin lutherische, sondern von der reformierten Kirche bevorzugte und seit 1819 in Bayern ebensoviel verlangte als abgewehrte Einrichtung besitzt,