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sie nicht volkstümlich gemacht haben, wie die Wahlen beweisen, die nur zu gewissen Zeiten und für gewisse Zwecke stärkere Beteiligung finden. Man möge aber nicht glauben, daß dieser beklagenswerte Zustand vom Mangel an Kompetenzen herrührt, in den Städten wenigstens sicherlich nicht. Man wird vielmehr fragen müssen, ob denn die Geistlichen dem Kirchenvorstand Leben eingehaucht haben. Wieviel Anlaß dazu gab es in ruhigen Zeiten, aus denen alte Protokolle oft wertvollen Einblick in das kirchliche Leben (Übung und Reste der Kirchenzucht, Kirchenordnungen, Mitteilungen aus den Volkskreisen in der Landeskirche, Besprechung über Gemeindeverhältnisse) gewähren, wie viel mehr sollte es jetzt geben! Trotz Wuttke und Roskoff ist das Gebiet des Aberglaubens terra fere incognita. Wird da nicht manche Umfrage noch bedeutsame Aufschlüsse geben? Die Pflege der konfirmierten Jugend, der die Sonntagnachmittage manches treuen Geistlichen, die Sonntagabende mancher Pfarrfrau gehören, liegt darnieder. Sollte nicht den Kirchenvorstehern die Pflicht immer wieder in die Seele gelegt werden, den Lichtstuben zu steuern, wenn sie nicht im Lichte sein wollen und können, und selbst bei dem jungen Volk nach dem Rechten zu sehen? Die grause Entvölkerung durch unheimliche und nächtige Maßregeln nimmt zu: unsre Kirche leidet an ihr. Vor der Gemeinde kann um der zuhörenden Kinder willen darüber nicht gesprochen werden. Der Pfarrer habe hier im Kirchenvorstand den Willen, dieses Unwesen zu strafen und die Aufmerksamkeit auf kommende Zeiten zu lenken. – Das Gemeinschaftswesen