Seite:Hermann von Bezzel - Der Dienst des Pfarrers.pdf/131

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

mit ihren Fragen und stillen Anklagen! Weil er die Macht hat, solche Dinge zu tun, muß er auch die Freiheit haben, sie zu lassen. Und diese Freiheit zu brauchen ist besser als der andren zu dienen. Er richtet andre nicht, aber ihm frommt es nicht, so läßt er es. Die Schwachen werden es ihm danken und der Heiland der Schwachen wird ihn dafür segnen. – Gewiß mag ein gutes Stück, eine Oper, ein klassisches Drama vieles bieten, was auch dem Pfarrer als gebildetem Manne nützlich und dienlich ist. Und wenn er glauben würde, durch Fernebleiben vom Theater frömmer zu sein, so tut er wohl daran, diesen Wahn sich zu benehmen. Aber wiederum wird er sich zu fragen haben, ob er nicht, in den schweren Ernst des Lebens und seiner Wirklichkeit gestellt, auf dessen Darstellung im ob auch vollendeten Spiele verzichten könne und müsse. Die Konflikte, die das Spiel ihm nahebringt und löst, hat er in schwerer Tatsächlichkeit durchlitten und durchlitten gesehen. Mitten in den Genuß drängt sich und will nicht abgewiesen werden die Erinnerung und zwängt sich auf das Gewissen, ob ihm das Gegenstand der Kunst sein dürfe, was das Leben ihm an Ernst und Schwere bot. – Irrational ist das Leben, in dem er steht. Warum soll er auch nur Stunden über dieses Mißverhältnis sich hinausheben lassen? Und das musikalische Genießen kann er, wenn er musikverständig ist, sich selbst gewähren, wenn nicht, doch nur mehr ahnen als haben. Es ist ja wahrlich nicht Erweis fortgeschrittner Heiligung, wenn über alle diese Mitteldinge mit uneingeschränkter Bestimmtheit abschließendes Urteil gefällt werden kann, aber aufs Ganze gesehen wird man wohl