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sagen dürfen, daß Verzicht heilsamer und nützlicher ist als Vergunst und daß das enge Gewissen das weite Herz und den freien Blick nicht nimmt, sondern erhält.

 Je ernster der Christenstand genommen und der Beruf in seiner Einzigartigkeit erfaßt wird, dem allein – das muß und darf der Indifferenzierung von Geistlichen und Laien immer wieder entgegengehalten werden – eine Herrenstiftung zur Seite steht, desto geringer wird das Gebiet der Mitteldinge, die dem weiten Gewissen so viele offene Türen zeigen.

 Es ist weniger als ein Mittelding, ob ich in schwarzer oder heller Kleidung gehe: das Kleid macht nicht den Mann – und doch ist dieses Gewand, durch die Sitte gewahrt, durch das Herkommen gewohnt, einmal als Zeichen des Amtes, dessen man sich nach außen doch nicht schämt oder weigert, zum andern als Bewahrung vor mancher Lässigkeit und endlich zu einem Zeugnis, auf das hin mancher Einsame es wagt mich anzusprechen, nicht abzulegen. Es wehrt der Freiheit nicht und gibt doch die rechte Bestimmtheit.

 Sub specie aeterni wird ja vieles als unbedeutend erscheinen und entfallen: Aber was im Lichte der Ewigkeit bedeutsam erscheint, die Bewahrung der eignen Seele und der ihrem Denken und Tun befohlenen Herde, das muß auf die Zeit des Werdens und Bereitens heiligen Ernst legen. Den Ernst, der sich nicht fürchtet, daß der Herr nahe, aber bangt, der Erzhirte möge seinen Knecht verlassen und seinen Namen nimmer im Munde leiden.

 Ein Diener Christi! Nur ein Diener – das Urteil einer des Dienstes sich weigernden und an furchtbarere